Namibia Focus

Namibias Wirtschaft auf den Punkt – Januar 2023

Geschrieben von Namibia Focus | Jan 31, 2023 1:01:29 PM

Gute Regenfälle gleich zu Jahresbeginn in der Landesmitte und im zentralen Norden haben für Optimismus im Agrarsektor gesorgt. Doch der gute Regen brachte auch Überschwemmmungen in den zentralen nördlichen Regionen, da es jenseits der Grenze im Süden Angolas stark geregnet hatte.

Präsident Hage Geingob hat in seiner Neujahrsansprache mitgeteilt, dass nach drei schwierigen Jahren (2020-2022) das Land bessere Wirtschaftsaussichten habe. Abgesehen von geplanten Projekten für grünen Wasserstoff würde die Entwicklung der Ölfunde vor der Küste für bessere Einnahmen sorgen.

Namibias Zentralbank hat neue Richtlinien für Aufsichtsräte in Handelsbanken veröffentlicht. Der indische Bergbaukonzern Vedanta will rund N$6,5 Mrd. (etwa 340,4 Mio. Euros) im Süden Namibias investieren, wünscht aber günstigere Stromtarife von NamPower.

Namibia konnte im vergangenen November sein Handelsdefizit auf 1,5 Mrd. N$ (etwa 79 Mio. Euros) verringern.

Zwei EU-Kommissare besuchten Namibia im Rahmen ihrer Afrikareise.

Die Inflationsrate stand Ende Dezember bei 6,9 Prozent (November: 7,0 %). Das teilte die Statistikbehörde Mitte Januar mit.

EU-Kommissarin Jutta Urpilainen nach Unterzeichnung des Aktionsplans mit Namibias Planungsdirektor Obeth Kandjoze. Foto: EU Botschaft Windhoek

Geingob optimistisch über Wirtschaftsaussichten

Präsident Hage Geingob hat sich in seiner Neujahrsbotschaft optimistisch über die Wirtschaft für 2023 geäußert. Abgesehen von den bekannten Entwicklungsprojekten für grünen Wasserstoff nannte das Staatsoberhaupt auch die zukünftige Ölindustrie, die hohe Einnahmen verspreche.

Die Entdeckung potenzieller riesiger Ölreserven vor Namibias Küste durch Katar Energie, Shell und Total Energie „werden die wirtschaftliche Landschaft unseres Landes und das Wohlergehen unseres Volkes positiv verändern“, sagte Geingob. Diese Entdeckungen gehörten zu den „top zwanzig der letzten zehn Jahre weltweit“.

Laut internationalen Experten wie Wood Mackenzie könne Namibia mit rund N$500 Mrd. (etwa 26,4 Mrd. Euros) an ausländischen Direktinvestitionen rechnen. „Die geschätzte Produktion von 6,5 Milliarden Barrel Öl jährlich könnte zwischen 60 und 95 Milliarden Namibia Dollar (etwa 3,1 bis 5,2 Mrd. Euros) an Steuern und Lizenzgebühren (pro Jahr) einbringen“, teilte das Staatsoberhaupt mit.

Laut Geingob könnte der neue Öl- und Gassektor „auf dem Höhepunkt der Produktion über 3.600 Arbeitsplätze schaffen und Namibias BIP bis 2040 auf etwa N$636 Milliarden (etwa 33 Mrd. Euros)“ erhöhen.

Indiens Bergbauriese Vedanta will Raffinerie erweitern

Der indische Bergbaukonzern Vedanta Resources will N$6,5 Mrd. (etwa 340 Mio. Euros) in den Umbau und die Erweiterung seiner namibischen Raffinerie investieren.

Dieses Vorhaben hängt jedoch vom namibischen Stromversorgungsunternehmen NamPower ab, denn Vedanta wünscht niedrigere Stromtarife.

Vedanta beabsichtigt, die Zink-Raffinerie bei Rosh Pinah an der Grenze zu Südafrika mit Materialien aus seiner bestehenden Oxidgrube und Sulfidkonzentrat aus seinem Gamsberg-Betrieb in Südafrika zu versorgen. Dazu muss die Raffinerie umgebaut und erweitert werden um Sulfidkonzentrat zu behandeln.

Laut Vedanta wird das Umbauprojekt die derzeitige Kapazität der Raffinerie von 150.000 t Metall auf 300.000 t erweitern und 1.500 Arbeitsplätze schaffen.

Der Exekutivdirektor von Vedanta, Pushpender Singla, sagte Ende Januar: „Wir sind fest entschlossen, diesen Plan umzusetzen. Die Raffinerie benötigt jedoch reduzierte Stromtarife von NamPower, um wirtschaftlich rentabel zu sein.“

Die Zinkmine und die Raffinerie Skorpion Zinc hatte Vedanta 2010 von Anglo American übernommen. Beide wurden im Mai 2020 unter Betreuung und Wartung gestellt.

Vedanta baut am Nordkap nahe der Grenze zu Namibia Zink ab und will dort in eine Raffinerie investieren.

Neue Vorschriften für Aufsichtsräte der Banken

Die namibische Zentralbank hat Anfang Januar neue Vorschriften für Mitglieder in Aufsichtsräten der Banken veröffentlicht Gemäß den neuen Vorschriften hat die Bank of Namibia (BoN) die Anzahl der Aufsichtsräte, in denen eine Person als Mitglied dienen kann, auf zwei begrenzt. Des Weiteren darf ein Mitglied nur maximal zehn Jahre das Amt ausüben. Die BoN hat auch eine Altersgrenze festgelegt: unabhängige Direktoren, einschließlich des Vorsitzenden, können nur bis zum siebzigsten Lebensjahr Aufsichtsratsmitglied sein.

„In Bezug auf die Bestimmung darf ein angehendes Vorstandsmitglied eines Bankinstituts oder einer beherrschenden Gesellschaft nicht mehr als zwei Vorständen gleichzeitig angehören. Ausnahmen werden für Direktoren gemacht, die nicht in Vollzeitbeschäftigung sind oder in Vorständen eines Bankinstituts, der Bankengruppe, der beherrschenden Gesellschaft oder Holdinggesellschaft und jeder Tochtergesellschaft derselben Gruppe, die als eine gezählt werden, tätig sind“, teilte die Bank of Namibia mit.

Handelsdefizit deutlich verringert

Namibia hat sein Handelsdefizit im vergangenen November verringern können. Dem neuesten Bericht der Statistikbehörde zufolge hat Namibia Güter und Waren im Wert von N$8,9 Mrd. (etwa 470 Mio. Euros exportiert. Die Importe betrugen N$10,5 Mrd. (etwa 550 Mio. Euros). Das Handelsdefizit schrumpfte demnach um 25,9 Prozent auf N$1,5 Mrd. (etwa 79 Mio. Euros) gegenüber N$2,0 Mrd. im Oktober 2022.

Die fünf wichtigsten Exportgüter im November 2022 waren Diamanten (30,3 %), Uranoxid (17,5 %), Gold-Erz (8,8 %), Fisch (5,3 %) und Kupfererz- und –konzentrate (5,1 %). Diamanten wurden nach Botswana, in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Hongkong exportiert. Der meiste Fisch wurde nach Spanien exportiert, gefolgt von Sambia an zweiter Stelle. Der größte Prozentsatz der Kupferexporte ging nach Belgien.

Botswana stand an erster Stelle für Exporte mit 26,2 %, hauptsächlich Diamanten, während Südafrika seine Position als wichtigste Importquelle behauptete. Im November exportierte Namibia rund 16,7 % seiner Waren nach Südafrika, der zweithöchste Prozentsatz. China stand an dritter Stelle mit 14,8 %, gefolgt von Sambia (6,4 %) und Belgien mit 5,3 %.

Im November 2022 exportierte Namibia Obst (Tafeltrauben und Blaubeeren) und Nüsse im Wert von 371,8 Millionen N$ hauptsächlich an die Niederlande und das Vereinigte Königreich. Im gleichen Monat importierte Namibia nur knapp zehn Prozent des Exportwerts an Nüssen und Obst.

Ohlthaver & List will nach Europa expandieren

Der namibische Konzern Ohlthaver & List hat eine Niederlassung in Europa als Holdingfirma unter dem Namen O&L Europe gegründet.

O&L teilte Ende Januar mit, die letzten November etablierte Holdingfirma stehe unter der Leitung von Steffen Kammerer als Geschäftsführer.

O&L Europe besteht nun aus der bereits etablierten Firma O&L Nexentury (erneuerbare Energien), O&L Immobilien (Immobilienentwicklung und Investment), O&L Sustainable Finance (Finanzen und Investitionen). Es wird auch bald Investitionen im Gastgewerbe geben.

„Dies ist eine wirklich historische Chance für die O&L-Gruppe, das enorme Wachstumspotenzial des deutschen Marktes aufzuzeigen und die Weichen für zukünftige Erweiterungen zu stellen“, sagte Kammerer.

Dem Exekutivvorsitzenden der O&L Gruppe, Sven Thieme zufolge „ist es extrem aufregend, das neue Jahr mit den Möglichkeiten von O&L Europe am Horizont zu beginnen. Eine Investition dieser Art verleiht uns als Gruppe eine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Faktoren und Schocks und trägt zu einem stabileren Umfeld in unserem Bestehen bei.“

Zwei EU-Kommissare besuchen Namibia

Der EU-Kommissar für den Binnenmarkt, Thierry Breton, und die Kommissarin für internationale Partnerschaften, Jutta Urpilainen, besuchten Namibia. Sie erörterten, wie die von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und Präsident Geingob auf dem Klimagipfel vergangenen Dezember unterzeichnete Absichtserklärung zur Partnerschaft zwischen der EU und Namibia zu nachhaltigen Rohstoffen und erneuerbarem Wasserstoff vorangebracht werden kann. Diese Partnerschaft wird sowohl die Klimaschutzziele Namibias als auch der EU unterstützen und der lokalen Wirtschaft einen Mehrwert bringen.

Kommissar Breton besuchte mehrere für die Partnerschaft EU-Namibia relevante Firmen, darunter das Bergbauunternehmen AfriTin bei Uis und Namibias wichtigsten Hafen in Walvis Bay. Er nahm auch an einem runden Tisch mit dem namibischen Bergbau- und Energieminister sowie Vertretern der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft teil.

Kommissarin Urpilainen stellte den jährlichen Aktionsplan EU-Namibia 2022 für die Zusammenarbeit zwischen der EU und Namibia in den nächsten Monaten vor, der sich auf Bildung, integratives grünes Wachstum, verantwortungsvolle Staatsführung und Gleichstellung der Geschlechter konzentriert. Dafür stellt die EU rund N$437 Mio. (etwa 24 Mio. Euros) bereit.

Autorin dieses Beitrags ist Brigitte Weidlich.
Sie war nach ihrem Musik- und Germanistikstudium fast 20 Jahre lang als Berufsmusikerin tätig. Nebenbei machte sie Sendungen für das deutschsprachige Radio der Namibian Broadcasting Corporation (NBC). Inzwischen arbeitet Brigitte vollberuflich als freischaffende Journalistin im Print- und Rundfunksektor. Seit 2014 berichtet sie auch für Gondwana Collection. Für Fragen oder Anregungen ist sie zu erreichen unter info@namibiafocus.com.