Namibia Focus

Namibias Wirtschaft auf den Punkt – Dezember 2022

Geschrieben von Namibia Focus | Dec 30, 2022 9:27:18 AM

Der Dezember brachte in mehreren Teilen Namibias willkommene Regenfälle und in Windhoek kam es während eines Wolkenbruchs zu Sturzfluten.

Der deutsche Minister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck besuchte Namibia offiziell, bevor er zum Deutschland-Afrika-Gipfel nach Südafrika reiste.

Deutschland hat zwei Darlehen in Höhe von 980 Millionen Euro (etwa 16 Milliarden N$) für Wasser- und Straßenprojekte bereitgestellt.

Präsident Hage Geingob war einer der 49 afrikanischen Staatschefs, die auf Einladung von US-Präsident Joe Biden am US-Afrika-Gipfel in Washington teilnahmen.

Nach zweijähriger Abwesenheit hat die wiederbelebte Fluggesellschaft South African Airways (SAA) im Dezember die Flüge zum Hosea Kutako International Airport außerhalb Windhoeks wieder aufgenommen. SAA hat nun zwei tägliche Flüge zwischen Windhoek und Johannesburg eingerichtet.

Das namibische Kabinett hat die Einführung der 5G-Technologie für die mobile Telekommunikation genehmigt. Die ersten Angebote für den Kauf von 5G-Spektren für Dienstanbieter sind für März 2023 geplant.

Namibia hat die SSD-Normen des Internationalen Währungsfonds (IWF) übernommen.

Die nationale Inflationsrate lag nach Angaben der Nationalen Statistikbehörde (NSA) am 30. November bei 7,0 Prozent (Oktober: 7,1%).

Bundesminister Robert Habeck in Namibia

Der deutsche Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck traf am Abend des 4. Dezember 2022 mit einer großen Wirtschaftsdelegation in Windhoek ein und hatte am nächsten Morgen ein kurzes Treffen mit Präsident Hage Geingob im Präsidialamt. Geingob begrüßte auch die rund vierzig deutschen Wirtschaftsvertreter im großen Konferenzsaal ein Stockwerk tiefer. Geingob und Habeck, der auch deutscher Vizekanzler ist, waren Zeugen der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen der namibischen Wettbewerbskommission und ihrem deutschen Pendant, dem Bundeskartellamt. Dies geschah in Anbetracht der bevorstehenden Projekte für grünen Wasserstoff in Namibia. Bei der zweiten Vereinbarung ging es um eine Förderung für den Bau eines Smart Village mit grünem Wasserstoff in der Nähe von Uis im Nordosten der Erongo-Region.

Präsident Hage Geingob und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
Robert Habeck
lassen sich mit der deutschen Wirtschaftsdelegation
im Präsidialamt fotografieren. Foto: BMWK

„Ich habe noch nie eine so große deutsche (Wirtschafts-)Delegation in Namibia gesehen“, sagte Präsident Hage Geingob spontan, als er Habeck begrüßte. Die beiden hatten sich bereits im Februar auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz) getroffen.

„Wir wollen eine neue Art der Zusammenarbeit für die Zukunft (mit Deutschland) in Bezug auf den Klimawandel und die Entwicklung von grünem Wasserstoff“, sagte Geingob. Habeck sagte, wenn es gewünscht sei, werde Deutschland Namibia bei der Entwicklung sauberer, zuverlässiger und billiger erneuerbarer Energiequellen unterstützen. „Wenn Namibia dann einen Überschuss an diesen Energiequellen erzeugt, würden wir diese Produkte (grünes Ammoniak) sehr gerne importieren“, sagte Habeck.

Neue Wasseraufbereitungsanlage für Windhoek mit deutschem Kredit

Finanzminister Iipumbu Shiimi hat mit der namibischen Vertreterin der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Beatrice Lucke, zwei Darlehensverträge über insgesamt 980 Millionen Euro (etwa 16 Milliarden N$) unterzeichnet.

Etwa 40 Millionen Euro (746 Millionen N$) werden für eine neue Wasseraufbereitungsanlage in Windhoek bereitgestellt. Damit soll der Anteil des aufbereiteten Trinkwassers in der Hauptstadt von etwa 25 Prozent auf etwa 50 Prozent erhöht werden. Das Darlehen in Höhe von 50 Mio. € (etwa 932 Mio. N$) wird NamWater dabei unterstützen, Teile der Hauptwasserleitungen in Schwarze Kuppe bei Swakopmund zu erneuern, den Wasserkanal in Oshakati zu reparieren und die Wasseraufbereitungsanlage in Katima Mulilo zu erweitern.

Der Bau von mehr als 1.800 km Straßen in Namibia wurde von der KFW in enger Zusammenarbeit mit der namibischen Regierung seit der Unabhängigkeit von der deutschen Regierung mitfinanziert, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung.

Darüber hinaus wurde ein Darlehen in Höhe von 20 Mio. Euro (ca. 373 Mio. N$) für die Renovierung der stark befahrenen Hauptverkehrsstraße zwischen Karibib und Usakos unterzeichnet. Dieser schmale Straßenabschnitt ist 33 Kilometer lang und soll neu asphaltiert und verbreitert werden.

Die Arbeiten, an denen namibische Unternehmen beteiligt sind, sollen Mitte 2023 beginnen.

Namibia wendet Daten-Normen des IWF an

Namibia hat sich den speziellen Datenverbreitungsstandards (SDDS) des Internationalen Währungsfonds angeschlossen und ist damit das fünfte Land in Subsahara-Afrika, das dieses Ziel erreicht hat. Der IWF gab am 15. Dezember bekannt, dass Namibia mit dem Beitritt zum SDDS das seit Juni 2016 angewandte erweiterte allgemeine Datenverbreitungssystem (e-GDDS) ablöst.

„Ich gratuliere den namibischen Behörden zum Beitritt zum SDDS. Dies unterstreicht Namibias starkes Engagement für Transparenz und ist ein bedeutender Erfolg bei der Umsetzung international anerkannter Best Practices im Bereich Statistik und Datenverbreitung“, erklärte Bert Kroese, Chefstatistiker, Datenbeauftragter und Direktor der Statistikabteilung des IWF.

„Wie Untersuchungen des IWF gezeigt haben, ging die Umsetzung der Datenverbreitungsstandards, einschließlich des Beitritts zum SDDS, mit einer deutlichen Verbesserung der Finanzierungsbedingungen der Länder einher“, so Kroese weiter.

Die SDDS, die vom IWF im März 1996 eingeführt wurden, dienen den Mitgliedern als Leitfaden für die Verbreitung von Wirtschafts- und Finanzdaten an die Öffentlichkeit. Die Unterzeichnung des SDDS verbessert die Verfügbarkeit von zeitnahen Statistiken nach einem im Voraus festgelegten Veröffentlichungskalender und trägt so zu einer soliden makroökonomischen Politik und dem reibungslosen Funktionieren der Finanzmärkte bei.

Übergabe der ersten von 25 gespendeten Fahrzeugen

Die EU-Botschafterin in Namibia, Sinikka Antila, übergab wenige Tage vor Weihnachten offiziell elf 4x4-Geländefahrzeuge im Wert von 6,35 Millionen N$ (etwa 350.495 Euro) an das Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und Landreform. Die Fahrzeuge wurden von lokalen Lieferanten im Rahmen des Programms zur Unterstützung der Viehzucht (Livestock Support Programme - LSP) für die Überwachung der nördlichen kommunalen Gebiete Namibias beschafft, das von der EU über den elften Europäischen Entwicklungsfonds (EEF 11) mit insgesamt 20 Millionen Euro (rund 360 Millionen N$) finanziert wird.

Agrarminister Carl Schlettwein und seine Assistentin (L) erhalten die Schlüssel für elf gespendete Allradfahrzeuge
von EU-Botschafterin Sinikka Antila. Foto: Agrarministerium

Das Gesamtziel des LSP besteht darin, die Lebensgrundlage der Viehzuchtgemeinschaften in den Gebieten nördlich des Veterinärzauns nachhaltig zu verbessern und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der dortigen Wertschöpfungskette für die Viehwirtschaft zu erhöhen. Landwirtschaftsminister Carl Schlettwein nahm die Fahrzeuge entgegen und erklärte, dass Namibia und die EU Partner seien, da Namibia rund 9.000 Tonnen Rindfleisch von freilaufenden Rindern in europäische Länder exportiere.

Die restlichen vierzehn Fahrzeuge, darunter fünf 30-Tonnen-Lkw mit Anhängern, werden Anfang 2023 geliefert.

Chinesen kaufen sich in Tantalprojekte ein

Eine namibische Tochtergesellschaft der chinesischen HeBei Xinjian Construction Group hat im Dezember Lieferungen von Tantal-Pentoxidkonzentrat aus einem australischen Bergbauprojekt im Süden Namibias per Vetrag gesichert und ein anderes Tantalprojekt in der Nähe aufgekauft. Die Swanson-Mine befindet sich etwa 30 km südlich der Siedlung Warmbad bei Karasburg.

Das Bergbauunternehmen Arcadia wird auch Lithiumoxid mit einem Metallgehalt von mindestens einem Prozent liefern, teilte es mit. Im Gegenzug wird HeBei Xinjian in die Mine investieren und vor Ort eine Anlage für Tantalkonzentrat- und Lithiumkonzentrat errichten.

Tantal ist für die Herstellung von elektrischen Komponenten wie Lithiumbatterien und für Elektrofahrzeuge sehr gefragt.

Das chinesische Unternehmen hat sich mit dem britischen Unternehmen Kazera Global bereits einen weiteren Tantallieferanten in der Region gesichert. Im Juli vereinbarten sie eine Investition von rund sieben Millionen Euro (etwa 127 Millionen N$) im Gegenzug für eine 49-prozentige Beteiligung an der Lithium-Abnahme aus der Homestead Tantalum & Lithium Mine in der Nähe der Swanson-Mine. Das Gebiet wird als Tantalite Valley bezeichnet.

Am 20. Dezember 2022 gab Kazera bekannt, dass es sich bereit erklärt hat, seine namibischen Tantal- und Lithiummine komplett für 13 Millionen US$ (etwa 226 Millionen N$) an Hebei Xinjian zu verkaufen.

 

Autorin dieses Beitrags ist Brigitte Weidlich.
Sie war nach ihrem Musik- und Germanistikstudium fast 20 Jahre lang als Berufsmusikerin tätig. Nebenbei machte sie Sendungen für das deutschsprachige Radio der Namibian Broadcasting Corporation (NBC). Inzwischen arbeitet Brigitte vollberuflich als freischaffende Journalistin im Print- und Rundfunksektor. Seit 2014 berichtet sie auch für Gondwana Collection. Für Fragen oder Anregungen ist sie zu erreichen unter info@namibiafocus.com.