Namibia Focus

Namibias Wirtschaft auf den Punkt - August 2019

Geschrieben von Namibia Focus | Aug 28, 2019 11:06:38 PM

Der Wintermonat August war ungewöhnlich mild und brachte den Küstengebieten längere Perioden mit warmem Ostwindwetter und Sandstürmen.

Der zweitägige nationale Wirtschaftswachstumsgipfel in Windhoek endete am 1. August mit Projekten im Wert von rund N$20 Milliarden. Die Namibian Ports Authority (NamPort) hat in diesem Monat ihren Betrieb an ihrem brandneuen Containerterminal in Walvis Bay aufgenommen und alle Container auf den Terminal verlagert. Am 2. August hat Präsident Hage Geingob den Terminal eingeweiht.

Präsident Hage Geingob eröffnete am 24. August die jährliche Handelsmesse in Ongwediva im zentralen Norden Namibias und besuchte einige Aussteller. Foto: State House Namibia

 

Seit Anfang August wurden per Bahn rund 420 Tonnen Manganerz aus Südafrika für den Export in den Hafen von Lüderitz transportiert, was noch einige Zeit fortgesetzt wird.

Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Gerd Müller, kam Ende August zu einem offiziellen Besuch nach Namibia.

Der staatliche Stromversorger NamPower plant in der Nähe von Tsumeb den Bau eines 40-Megawatt-Biomassekraftwerks. Es soll mit Holzschnitzeln befeuert werden, die von Eindringerbusch stammen. Die zweite jährliche Biomasse-Ausstellung auf einer Farm bei Otjiwarongo stieß auf großes Interesse. Die Holzkohleproduktion und die Umwandlung von geerntetem Eindringerbusch in Viehfutter waren die Hauptthemen. DHG, ein deutsches Unternehmen, kündigte an, seine Importe von 18.000 Tonnen Holzkohle auf 45.000 Tonnen Holzkohle aus Namibia jährlich zu erhöhen. Es wird erwartet, dass Namibia in diesem Jahr rund 200.000 Tonnen Holzkohle produzieren wird, da die Farmer aufgrund der vorherrschenden Dürre die Produktion steigern werden.

In Walvis Bay wurde ein neues Hotel eröffnet.

Die namibische Regierung hat am 2. August offiziell eine Umweltabgabe auf Plastiktüten im Einzelhandel eingeführt. Für größere Plastiktüten beträgt die Abgabe 50 Namibia-Cent und für kleinere Tüten 25 Namibia-Cent.

Die Zentralbank des Landes hat zum ersten Mal seit fast zwei Jahren den Leitzins gesenkt − von 6,75 Prozent auf 6,50 Prozent. Handelsbanken folgten und senkten ihre Darlehenszinsen um 0,25 Prozent. Namibias Inflationsrate ist laut der nationalen Statistikbehörde im Juli auf 3,6 Prozent gefallen (Juni: 3,9 %).

Namibias Außenministerin Netumbo Nandi-Ndaitwah hielt sich im August zu einem Arbeitsbesuch in Uganda auf, wo Präsident Yoweri Museveni (im weißen Hemd) ihr stolz seine Farm und Zuchtrinder zeigte. Foto: MIRCO Namibia

 

Neues von Häfen und Transport

Die langwierige Sanierung der Südbahnstrecke zwischen Aus und Lüderitz ist abgeschlossen. Erstmals seit mehr als 20 Jahren können Güterzüge die Strecke wieder befahren. Seit Anfang August werden rund 420 Tonnen Manganerz aus dem südafrikanischen Nordkap vom Ariamsvlei-Grenzposten über Keetmanshoop und Aus nach Lüderitz befördert. Dort wird es zwischengelagert und auf Schiffe verladen, um hauptsächlich nach Asien exportiert zu werden.

Dieser langfristige Schienengüter- und Exportvertrag über rund 420 Tonnen Mangan pro Monat ist ein positiver wirtschaftlicher Schub für das staatliche Transportunternehmen TransNamib und für NamPort. „TransNamib hat 150 neue Mitarbeiter für den Manganvertrag eingestellt“, gab das Unternehmen bekannt.

Ein weiterer wirtschaftlicher Schub für die Küste ist ein neues Hotel, das in Walvis Bay seine Pforten öffnete. In das Blue Whale Boutique Hotel mit 19 Zimmern für den gehobenen Tourismus- und Geschäftsbereich wurden rund N$25 Millionen investiert.

Darüber hinaus wurden auf dem zweitägigen nationalen Wirtschaftswachstumsgipfel, der am 2. August endete, Investitionsprojekte in Höhe von N$20 Milliarden (rund 1,17 Mrd. Euros) bestätigt. Namibias prominente Geschäftsleute werden zusammen mit hochrangigen Regierungsvertretern im September ‚Roadshows‘ in die USA, nach Großbritannien und nach Deutschland unternehmen, um Namibia als hervorragendes Investitionsziel vorzustellen.

Berlins BMZ-Minister in Namibia

Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, war ab 29. August vier Tage in Namibia. Müller führte Gespräche mit dem Präsidenten der Nationalversammlung, Peter Katjavivi, Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila und Finanzminister Calle Schlettwein. Müller besuchte Programme, die im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Katutura unterstützt werden, um die Lebensbedingungen in den informellen Siedlungen zu verbessern.

Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Gerd Müller, besuchte Namibia im August. Foto: Bundestag, Berlin

 

Er reiste anschließend nach Nordnamibia und besuchte in Mashare eine Ausbildungsfarm für Klimaanpassungsstrategien in der Landwirtschaft. Minister Müller reiste mit Namibias Umwelt- und Tourismusminister (MET) Pohamba Shifeta in den Bwabwata-Nationalpark. Dort eröffneten sie die mit deutscher Unterstützung neu ausgestattete Parkstation „Buffalo“ im Park. Müller reiste weiter nach Katima Mulilo, wo er sich mit Vertretern von Hegegebieten, des MET und von Nichtregierungsorganisationen traf. Zuletzt hat Müller den Hafen von Walvis Bay besichtigt und sich über ein vom Bundesumweltministerium unterstütztes Forschungsprojekt zum Benguela-Strom informiert. Müller reiste weiter nach Südafrika.

Energie und Futter aus Biomasse

Das Energieversorgungsunternehmen NamPower hat interessierte Fachleute über seine Pläne informiert, in ein 40-Megawatt-Biomassekraftwerk in der Nähe von Tsumeb zu investieren. Es soll 25 Jahre lang mit jährlich 200.000 Tonnen Häckselmasse von Eindringer- Buscharten befeuert werden. Die Biomasse wird von nahe gelegenen Farmen geerntet.

Das neue Kraftwerk soll 2023 in Betrieb gehen. Mittlerweile wurde festgestellt, dass bestimmte Eindringerbuscharten als Viehfutter verwendet werden können, wenn sie mit frisch geernteten Busch-Chips mit Melasse und einigen anderen Zutaten vermischt sind. Es werden Anstrengungen unternommen, um diese neue Futterproduktion zu vermarkten, die billiger ist als Luzern.

In einer anderen Entwicklung hat die kleine Stadt Uis im Nordwesten Namibias mit der ersten Zinngewinnung eine Wiederbelebung ihrer Wirtschaft erlebt − nach dreißig Jahren Betriebspause. Das Bergbauunternehmen AfriTin hat vor kurzem die stillgelegte Halde übernommen und den ersten Produktionszyklus für den Export nach Thailand in diesem Monat über Walvis Bay gemeldet.

Staatsfirma beliefert Chinas Uranmine

Die staatliche Namibia Petroleum Corporation (NamCor), die im kommerziellen Treibstoffsektor mit eigenen Tankstellen konkurrieren will, hat einen einträglichen Liefervertrag mit CGN Swakop Uranium in der Erongo-Region abgeschlossen. NamCor wird das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren mit Treib- und Schmierstoffen beliefern. Der Auftrag hat ein Volumen von N$3,2 Milliarden (rund 190 Mio. Euro). CGN Swakop Uranium ist zu neunzig Prozent im Besitz eines chinesischen Staatsunternehmens und betreibt die neue Husab-Mine, die zum Jahresende die volle Kapazität von 5.000 Tonnen Uranoxid erreichen wird. Der bisherige Fünfjahresvertrag über die Lieferung von Treibstoff endete vor kurzem, der Lieferant war das Handelsunternehmen Engen. Die namibische Regierung ist über ihr staatliches Unternehmen Epangelo Mining mit zehn Prozent an CGN Swakop Uranium beteiligt.

Chinesische Astronauten in Namibia

Zwei chinesische Astronauten besuchten Namibia Ende August und hatten eine Audienz bei Präsident Hage Geingob, bevor er nach Japan flog, um in Yokohama am Gipfel mit afrikanischen Ländern teilzunehmen. Die chinesischen Astronauten Liu Yang und Chen Dong besuchten Namibia, um das Bewusstsein für Weltraumwissenschaft und -technologie im Land zu wecken. Yang ist die erste chinesische Astronautin im All, während ihr Kollege Dong den Rekord für den längsten Aufenthalt eines chinesischen Astronauten im All hält.

Zwei chinesische Astronauten besuchten Namibia und hatten eine Audienz bei Präsident President Hage Geingob. Foto: Präsidialamt Namibia

 

Ihr Besuch verlief im Rahmen des erneuerten Kooperationsabkommens über die Ortungstelemetrie- und Kommandostation zwischen Namibia und China. Die asiatische Wirtschaftsmacht hat eine kleine Raumstation außerhalb von Swakopmund, um seine Satelliten und Raumfahrten von dort aus zu verfolgen. Das Abkommen wurde im Jahr 2000 unterzeichnet und 2018 erneuert. Im Rahmen des neuen Abkommens wird Namibia mit chinesischer Unterstützung eine ähnliche Station in Windhoek errichten. Dort sollen namibische Wissenschaftler und Studenten geschult werden.

Brigitte Weidlich