In Namibia ist zum ersten Mal eine Frau an die Spitze einer politischen Partei gewählt worden. Die NUDO-Partei hat auf ihrem Parteitag Anfang März Esther Utjiua Muinjangue zu ihrer Präsidentin gewählt. Namibia hat seinen 29. Unabhängigkeitstag gefeiert, Ehrengast war Präsident Uhuru Kenyatta. Präsident Hage Geingob hat in Südangola mit anderen Staatschefs an einer Gedenkfeier zur Schlacht von Cuito Cuanavale vor 31 Jahren teilgenommen. Ebenso reiste er nach Südafrika zu einer Solidaritätskonferenz für die Unabhängigkeit des Westsahara-Gebietes. Der traditionelle Stammesführer der Ondonga-Gruppe von der Ovambo-Gemeinschaft ist am 26. März verstorben. In Namibia wurde die Volljährigkeit per Gesetz von 21 auf 18 Jahre verändert. Eine in New York angestrengte Klage von Nama- und Herero-sprechenden Namibiern gegen Deutschland ist vom dortigen Gericht abgewiesen worden.
Namibia ist seit dem 21. März 1990 unabhängig und dieser wichtige Tag für die junge Nation wurde zum 29. Mal gefeiert. Ehrengast im Windhoeker Unabhängigkeitsstadion war Kenias Präsident Kenyatta, der zu einem viertägigen Staatsbesuch anreiste. In seiner Rede erinnerte Geingob die Anwesenden an das große Kontingent kenianischer Soldaten, die während des Übergangsjahres vom 1. April 1989 bis 31. März 1990 den eingesetzten UN-Truppen in Namibia dienten. „Auf Bitten unseres Gründungspräsidenten Sam Nujoma blieben sie drei weitere Monate, um unsere Soldaten auszubilden, dafür sind wir Kenia bis heute sehr dankbar“, sagte Geingob. Das Staatsoberhaupt erwähnte, dass seit 1990 eine bessere Infrastruktur geschaffen wurde und es viele Entwicklungen gegeben habe. „Wir haben Frieden, Stabilität und Demokratie. Wir sind uns bewusst, dass die Einwohner von der schwachen Konjunktur und der Dürre betroffen sind. Die Regierung versucht alles, um die Auswirkungen zu lindern“, sagte Geingob.
Präsident Geingob reiste am 23. März nach Südangola, um dort an einer Gedenkfeier der Schlacht von Cuito Cuanavale vor 31 Jahren teilzunehmen. Kubanische und angolanische Soldaten sowie namibische Freiheitskämpfer kämpften gegen Südafrikas Apartheids-Armee und die von Südafrika unterstützte UNITA. Auch Kämpfer der südafrikanischen ANC-Partei waren auf der kubanisch-angolanischen Seite dabei. Am 23. März brach die südafrikanische Armee ihren mehrtägigen Angriff auf die verschanzte Stadt Quito Cuanavale ab, die Kubaner und Angolaner feierten das als Sieg. Beide Seiten erlitten schwere Verluste. Der Weg zu Verhandlungen für Namibias Unabhängigkeit war nun frei. Am 22. Dezember 1988 gaben die Vereinten Nationen bekannt, dass Namibia am 21. März 1990 unabhängig werden und ein Übergangsjahr am 1. April 1989 unter UN-Aufsicht beginnen sollte.
Präsident Geingob sagte bei der Gedenkfeier vor Ort, dass die Southern African Development Community (SADC) kürzlich beschlossen habe, den 23. März im Gedenken an die legendäre Schlacht vor 31 Jahren als „Tag der Befreiung des südlichen Afrikas“ zu begehen.
Namibia hat an der Solidaritätskonferenz für die Westsahara in Pretoria in Südafrika teilgenommen. Das Gebiet wird von Afrikastaaten als die letzte Kolonie des Kontinents betrachtet. Das Gebiet der Westsahara stand früher unter spanischer Herrschaft, ab 1975 erhob Marokko Anspruch darauf. Die Einheimischen versuchten sich zu widersetzen und bildeten die Polisario-Front. 1976 riefen sie die Demokratische Arabische Republik Sahara aus. 1979 annektierte Marokko das Gebiet. Ein von den UN gefordertes Referendum der Einwohner hat noch nicht stattgefunden. Nun wollen SADC-Staaten Druck auf Marokko ausüben, das Referendum unter UN Aufsicht abzuhalten, daher die Konferenz in Pretoria. Präsident Geingob lobte den Einsatz von Horst Köhler, ehemaliger deutscher Bundespräsident und jetzt UN-Sonderbeauftragter für die Sahara. „Herr Köhler hat die Verhandlungen zwischen Marokko und der Polisario-Front initiiert. Wir unterstützen ihn und arbeiten weiterhin im Rahmen des UN-Lösungsplanes mit ihm zusammen“, sagte Geingob.
Der Ondonga-Stammesführer Omukwaniilwa Immanuel Kauluma Elifas ist im Alter von 86 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Er war seit 1975 im Amt. Viele Oshindonga-sprechende Namibier der Owambo-Gemeinschaft haben nur ihn als Stammesoberhaupt gekannt. Der „Löwe (Onkoshi) von Ondonga“ war Vorsitzender des Rates für traditionelle Stammesführer, seit dieser kurz nach der Unabhängigkeit gegründet wurde. Er wurde im Volksmund auch „König“ genannt, obwohl Namibias Gesetze für traditionelle Behörden und Stammesführer nur den Titel „traditional chief“ festgelegt haben.
„Wir haben eine starke Führungspersönlichkeit und eine Vaterfigur verloren“, teilte Präsident Geingob in seiner Trauerbotschaft mit. Auch Oppositionsparteien kondolierten.
Ein Symposium über koloniales Unrecht und dessen Aufarbeitung hat vom 25. bis 26. März im Goethe-Institut in Windhoek stattgefunden. Weitere Veranstalter waren die Akademie der Künste und das Europäische Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte. Rund siebzig Teilnehmer aus Deutschland und Namibia referierten und diskutierten. Einige Teilnehmer empfahlen, eine Wahrheitskommission zu gründen, um die Gräueltaten der deutschen Kolonialzeit aufzuarbeiten. Vom 28. bis 29. März fand eine weitere Konferenz zu diesem Thema in Swakopmund statt, Mitveranstalter waren Genozid-Verbände der Nama- und Herero-sprechenden Gemeinschaften.
Am 30. März fand der jährliche Trauermarsch der Herero und Nama durch Swakopmund statt. Wie üblich endete er am Friedhof, wo hunderte Gräber ihrer Vorfahren sind, die als Kriegsgefangene in einem Lager zwischen 1904 und 1908 verstorben sind. Auch der US-amerikanische Anwalt Kenneth McCallion war in Swakopmund. Er vertritt beide Opfergruppen in New York, die dort die Bundesrepublik Deutschland verklagt haben und Wiedergutmachung von Berlin fordern. Der Antrag wurde Anfang März abgewiesen. Das New Yorker Bezirksgericht urteilte, es sei nicht befugt die Klage anzuhören. Deutschland besitze als souveräner Staat Immunität. Die namibischen Kläger haben Berufung eingelegt.
Am 21. März, dem namibischen Unabhängigkeitstag, hat die Links-Partei im Bundestag in Berlin erneut einen Antrag gestellt, dass die Bundesregierung sich für die kolonialen Gräueltaten in Namibia entschuldigen und sie als Völkermord anerkennen sollte.
Es war ein Hoffen und Bangen und dann brach nach einer 1:4 Niederlage gegen Sambia am 22. März doch noch der Jubel aus. Namibia ist im Juni bei der Afrika-Pokalmeisterschaft in Ägypten dabei! Keiner war glücklicher als Cheftrainer Ricardo Mannetti, der sich dieses Ziel gesetzt hatte. Von sechs Gruppenspielen hatten Namibias „Brave Warriors“ zwei gewonnen, zweimal unentschieden gespielt und einmal verloren. Die Brave Warriors brauchten nur noch einen Punkt für die Qualifikation, ein Unentschieden gegen Sambia hätte gereicht. Mit der 4:1-Niederlage hatte niemand gerechnet. Am selben Abend spielte Mosambik gegen Guinea Bissau und verlor. Namibias Mannschaft hatte Mosambik in der Qualifikation zweimal besiegt und war dadurch um eine Haaresbreite besser. Nach dem dramatischen Spiel in Lusaka harrten Fans und Spieler im Stadion aus und warteten die letzten Minuten der Begegnung Mosambik gegen Guinea Bissau ab. Hätte Mosambik gewonnen, wäre Namibias Teilnahme an dem AFCON-Cup in weite Ferne gerückt. Als per Lautsprecher angekündigt wurde, dass Mosambik verloren hat, jubelten die Brave Warriors mit ihren namibischen Fans, die in drei Bussen angereist waren.
Brigitte Weidlich