Namibia Focus

Namibias kleinste Antilope pfeift bei Gefahr

Geschrieben von Namibia Focus | Jan 18, 2019 9:28:15 AM

Ein Pfeifen lässt alle Tiere in der Nähe aufhorchen und flüchten. Es dauert eine Weile, bis der Pfeifende ausgemacht ist, wenn er nicht selbst die Flucht ergriffen hat und sich durch Bewegung verrät. In der dichten Vegetation ist es nicht einfach, ein regungsloses Damara Dik-Dik zu entdecken. Ihren Namen, Dik-Dik, verdanken diese hasengroßen Antilopen ihrem Warnruf. Namibias kleinste Antilope hat eine Schulterhöhe von knapp 40 Zentimetern und fällt meist erst im Etosha-Nationalpark in der Namutoni-Gegend auf. Dabei kommen die Tiere auch am Waterberg, in den Erongo-Bergen, auf zahlreichen Farmen in den zentralen westlichen Landesteilen und im Nordwesten Namibias vor. Außer in Namibia sind Damara Dik-Diks nur in einem kleinen Gebiet im Südwesten Angolas zu finden.

Ein Jahr nach Namibias Unabhängigkeit im Jahre 1990 zeigten Forscher großes Interesse an den Dik-Diks im Etosha-Nationalpark. Dr. Arlene Kumamoto und Steve Kingswood, die beim Zentrum für die Reproduktion gefährdeter Arten beim San Diego Zoo in Kalifornien tätig waren, wollten feststellen, ob die Dik-Diks in Namibia die gleiche Art wie die 2000 Kilometer entfernten Dik-Diks in Ostafrika sind oder eine Unterart der Kirks Dik-Dik oder gar eine eigene Art. Dazu wurden Blut- und Gewebeproben von Tieren genommen, die in der Namutoni-Gegend unter Aufsicht des damaligen Hauptnaturschutzbeamten von Namutoni, Wouter Hugo, für die britischen Forscher Peter Brotherton von der Universität Cambridge und seinen Assistenten John Adams betäubt worden waren. Die beiden Briten wollten das Verhalten der Dik-Diks erforschen. Zu diesem Zweck wurden mindestens 16 dieser Zwergantilopen mit Ohrmarken versehen, zwei erhielten ein Halsband mit Peilsender.

Der damalige Hauptnaturschutzbeamte für Namutoni, Wouter Hugo, legt hier zusammen mit dem Naturschutzbeamten Johan Bester einem Dik-Dik ein Halsband mit Peilsender an. Es war keine einfache Arbeit, denn die Beamten mussten auf dem Boden knien.

 

Das Damara Dik-Dik (Madoqua (kirkii) damarensis) wird inzwischen als eine eigene Art angesehen, ebenso wie das Eritrea -, das Silber-, das Günther- und das Kirk-Dik-Dik. Letzteres wird zudem in drei Unterarten geteilt: Kirk-, Naivasha- und Ugogo-Dik-Dik.

Die kleinen Antilopen mit den großen Augen und der rüsselartigen Schnauze wiegen ungefähr fünf Kilogramm und ernähren sich hauptsächlich von Blättern, Blüten und Früchten. Dabei stellen sie sich besonders in der Trockenzeit auf ihre Hinterbeine, um an bis zu einen Meter hohe Blätter zu gelangen. In der Regenzeit, wenn alles grün ist, fressen sie auch Gras. Ein Pärchen bleibt auf Lebenszeit zusammen und hat sein eigenes Territorium, das vor allem vom Bock an zahlreichen Stellen mit einem Sekret aus der Voraugendrüse markiert wird. Dunghaufen gehören ebenfalls zur Markierung des Territoriums. Setzt die Ricke Dung ab, scharrt der Bock mit den Vorderhufen Sand darüber und setzt darauf den eigenen Dung ab.

In trockenen Zeiten müssen sich Damara Dik-Diks oft auf die Hinterbeine stellen, um an die wenigen Blätter der Büsche zu gelangen. In dichter Vegetation sind die kleinen Antilopen mit ihrer braun-grauen Farbe fast unsichtbar in der trockenen Landschaft.

 

Nach einer Tragzeit von etwa 170 Tagen wird ein 620 bis 760 Gramm schweres Junges geboren. Im Alter von etwa acht Monaten wird es aus dem Territorium der Eltern vertrieben. Nur der Bock hat etwa acht Zentimeter lange spitze Hörner, aber beide Geschlechter haben ein Haarbüschel auf dem Kopf, das sie aufstellen, wenn sie erregt sind.

Die wachsamen kleinen Antilopen haben zahlreiche Feinde. Nicht nur Leopard, Karakal, Felsenpython und gelegentlich Gepard stellen dem kleinen Paarhufer nach, sondern auch große Raubvögel wie der Kampfadler. Der Naturschutzbeamte Raymond Dujardin hatte vor vielen Jahren in der Namutoni-Gegend beobachtet, wie ein Milchuhu ein Dik-Dik gefangen hat.

Dirk Heinrich