Der Klimawandel ist eine harte Realität. Besonders im südlichen Afrika herrschen extreme Wetterbedingungen, da Überschwemmungen und Dürre das Leben der Menschen stark beeinträchtigen. Das Management natürlicher Ressourcen, Bio-Ökonomie und klimafreundliche Landwirtschaft sind in letzter Zeit beliebte Schlagworte geworden, wenn es um den Aufbau von Klimawandel-Widerstandsfähigkeit geht.
„Nachhaltigkeit basiert auf drei Säulen: Umwelt, Wirtschaft und dem sozialen Faktor“, sagte Clemens von Doderer, Vertreter der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) in Namibia. „Wenn diese drei Säulen nicht ausbalanciert sind und nur die ökologische oder soziale Säule vorangetrieben wird, führt dies zu Ungleichheiten“, sagte er auf einer Konferenz in Windhoek. Diese fand Anfang Oktober in Windhoek statt zu dem Thema Namibias nachhaltiges Management natürlicher Ressourcen und seinem bioökonomischen Potenzial.
Die eintägige Konferenz befasste sich mit drei Schlüsselsektoren in Namibia: Umweltressourcen, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft sowie Meeres- und Binnenfischerei.
„Die Schonung und der Erhalt unserer natürlichen Ressourcen nicht nur für uns, sondern insbesondere für unsere zukünftigen Generationen, sollte im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen. Nachhaltigkeit setzt jedoch nicht die Verhinderung von Konsum voraus, sondern einen umweltverträglichen und klugen Konsum mit Wertschöpfung und Umweltschutzgarantien“, betonte Namibias Parlamentspräsident Peter Katjavivi in seiner Eröffnungsrede.
Die namibische Verfassung verpflichtet den Staat in Artikel 95, Maßnahmen zu ergreifen, um die „Erhaltung von Ökosystemen, wesentlichen ökologischen Prozessen und der biologischen Vielfalt Namibias“ zu fördern sowie die „nachhaltige Nutzung lebender natürlicher Ressourcen zum Wohle aller Namibier in der Gegenwart und der Zukunft“.
Namibia erstattet den Vereinten Nationen regelmäßig Bericht gemäß der UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel (UNFCC) und hat die Pariser Erklärung von 2015 unterzeichnet. Seit 2011 hat Namibia eine nationale Politik zum Klimawandel.
Die Regenzeit 2009/10, die Zerstörung von Kulturpflanzen und Infrastruktur sowie die seit 2016 vorherrschende Dürre − die schlimmste seit 35 Jahren − haben gezeigt, dass Namibia anfällig für den Klimawandel ist. Überfischung im Meeressektor und in der Binnenfischerei entlang der Grenzflüsse, der Kahlschlag wertvoller Holzarten wie Kiaat und Rosenholz, die bis zum Erlass eines Moratoriums Ende 2018 nach Asien exportiert wurden, erfordern größere Anstrengungen.
Rund 70 Prozent der 2,4 Millionen Einwohner Namibias sind direkt oder indirekt von Ökosystemleistungen und der biologischen Vielfalt abhängig. Dazu gehören natürliche Baumaterialien, Brennstoffe aus Holz, handwerkliche Materialien, Fischerei, medizinischer und kosmetischer Wert wie Teufelskralle und natürliches Öl aus der Frucht des Marula-Baumes. Tourismus und Namibias regulierter Trophäenjagdtourismus spielen eine wichtige Rolle. „Mit der biologischen Vielfalt Namibias werden jährlich Einnahmen in Höhe von rund N$13 Milliarden (etwa 780 Mio. Euros) erzielt, wobei schätzungsweise 40 Prozent aus dem Tourismus stammen“, sagt Pohamba Shifeta, Minister für Umwelt und Tourismus.
Namibia entwickelt derzeit eine nationale „Strategie zur Mobilisierung von Ressourcen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt“, die konkrete politische Optionen und wirtschaftliche Instrumente enthält. Die deutsche Bundesregierung unterstützt dieses Vorhaben durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Die GIZ setzt derzeit die Ressourcenmobilisierung für das Projekt Biodiversitätsstrategie von Namibia (ResMob) in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt und Tourismus MET um.
Übergeordnetes Ziel ist die Verbesserung der Fähigkeit Namibias, finanzielle, personelle, technische und wissensbasierte Ressourcen für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu mobilisieren. Durch die Messung des ökonomischen Wertes von Natur, Ökosystemen und deren Nutzen kann der Wert nach Angaben der GIZ als Grundlage für die Regierungspolitik und -führung dokumentiert und in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einbezogen werden.
„Die Bilanzierung von Naturkapital muss den Wert der Artenvielfalt in Namibia nachweisen, um die Nachfrage nach Ressourcen zu rechtfertigen“, erklärt das Resmob-Projekt.
Das Projekt entwickelt auch maßgeschneiderte Ausbildungsprogramme. Dies geschieht durch die Zusammenarbeit mit Hochschulen, die Stärkung der Umweltökonomie in Namibia und die Unterstützung des Environmental Economics Network of Namibia (EENN).
„Wenn wir den wirtschaftlichen Wert unserer biologischen Vielfalt und unseres Ökosystems ermitteln, werden wir ihre nachhaltige Nutzung verbessern, Ressourcen für ihr Management mobilisieren und neue Arbeitsplätze schaffen“, betonte ein Konferenzteilnehmer.
Brigitte Weidlich