In Namibia haben die großen Sommerferien begonnen. Aus dem Inland strömen Besucher an die Küste. Sie wollen an den Strand, in die Natur im Allgemeinen und damit auch in die Namib-Wüste und in unsere Nationalparks.
„In der Natur sollten wir nur unsere Fußspuren hinterlassen und nur Fotos mit nach Hause mitnehmen“, das war viele Jahre ein gutgemeinter Rat zum Schutz der Umwelt. Heutzutage muss er viel präziser erteilt werden. Es reicht nicht, nur Fotos und unsere Erinnerungen mitzunehmen, vor allem sollten wir unseren Müll entfernen. Was wir mitgenommen haben, um den Tag am Strand oder in der Wüste zu verbringen, müssen wir auch wieder mit nach Hause nehmen und dürfen nichts am Strand oder sonst wo liegen lassen. Zahlreiche Besucher finden im Fahrzeug Platz für Getränke und Nahrungsmittel, auch wenn die Verpackungen und Behälter schwer und sperrig sind. Sobald die Behälter und Verpackungen jedoch leer und leicht sind, sind sie im Weg. Sie werden an Ort und Stelle einfach zurückgelassen, manchmal in Mülltüten verpackt, landen sie in allen möglichen Behältern am Strand oder am Straßenrand. In den seltensten Fällen werden sie wieder mit nach Hause genommen und dort entsorgt.
Unseren Müll mit nach Hause zu nehmen ist genau das, was wir tun sollten, um unsere Umwelt zu schützen. Bleibt er in der Natur liegen, verteilen ihn Tiere sowie Wind und Wetter über weite Strecken. Glas zerbricht und kann andere Besucher verletzen. Plastik bleibt für immer in der Natur, zuletzt in mikroskopisch kleinen Partikeln, die irgendwann ihren Weg in unseren Körper finden. Glas- und Plastikbehälter sind Todesfallen für unzählige Kleinlebewesen wie Insekten, Reptilien und manchmal Amphibien. Jede Menge Müll gerät ins Meer und verursacht nicht nur erhebliche Verschmutzung des Ökosystems, sondern auch den Tod unzähliger Lebewesen.
„Hinterlasse nichts als Spuren“ muss ebenfalls revidiert werden, denn wir hinterlassen viel mehr zerstörerische Spuren als nur unsere Fußspuren. Auf dem Weg zu der Stelle am Strand, wo wir im Urlaub den Tag verbringen wollen, nutzen wir beim Abbiegen von der Hauptstraße in Richtung Strand oft nicht die meist genutzten Wege, sondern hinterlassen Fahrzeugenspuren auf bisher unberührtem Boden. Am Strand pflügen wir mit unseren Geländefahrzeugen tiefe Furchen in den weichen Sand.
Obwohl die Namib-Wüste leer und unbewohnt erscheint, leben dort unzählige Pflanzen und Tiere, die sich den harten Bedingungen angepasst haben. Sogar die wehrlosen Küken von vielen Seevögeln erblicken in unserem Hochsommer, und damit in der Haupturlaubszeit, auf den weiten Schotterflächen der Namib-Wüste das Licht der Welt. Sehr bekannt ist die Damara-Seeschwalbe, eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, die zu 90 Prozent in Namibia brütet. Ihre gut getarnten Eier und Küken sowie jene der Weißstirn- und Fahlbandregenpfeifer werden oft von Fahrzeugen überrollt.
Wer in den Dünen mit Geländewagen, Quadbikes oder Motorrädern herumfährt, sollte bedenken, dass auch dort sehr viele Kleintiere zu Hause sind. Im weichen Sand der Namib überleben Insekten, Reptilien und Säugetiere, die zum Teil einmalig auf der Erde sind.
Müll und unkontrolliertes Fahren sind nicht nur langfristig schädlich für die Umwelt, sondern zerstören auch das Bild der einmaligen unberührten Natur unseres Landes. Besucher möchten keinen Strand und keine Wüste fotografieren, wo Müll und Autospuren zu sehen sind.
Die namibische Regierung hat den Besitz von Plastiktüten in Nationalparks und Naturschutzgebieten mit Wirkung vom 22. November 2018 verboten. Auch im Dorob-Nationalpark sind Plastiktüten laut Pressesprecher Romeo Muyunda verboten. Nur Mülltüten, Plastiktüten mit eingeschweißten Nahrungsmitteln und wiederverschließbare durchsichtige Plastiktüten dürfen mitgeführt werden. Wer sich nicht an die neue Gesetzgebung hält, kann mit 500 Namibia Dollar und/oder sechs Monaten Gefängnis bestraft werden. Orte im Dorob-Nationalpark sind von dem Verbot ausgeschlossen, erklärte Muyunda, aber überall dort, wo es deutlich angeschlagen ist, dürfen keine Plastiktüten in einem Fahrzeug sein.
Dirk Heinrich