Die Wälder Namibias sind bedroht. Das war eine der Kernbotschaften einer Konferenz in Windhoek. Unter dem Motto "The Future of Namibia's Forests" diskutierten Vertreter der namibischen Regierung und Experten aus dem In- und Ausland über Probleme und Lösungen.
Die Waldflächen liegen im Nordosten des Landes, wo es im Jahresschnitt mehr regnet als im übrigen Namibia. Hinzu kommen die Galeriewälder entlang der Grenzflüsse Kunene im Nordwesten und Gariep (Oranje) im Süden sowie entlang der Riviere (Trockenflüsse).
Im Jahr 2020 waren das insgesamt rund 60.000 Quadratkilometer – 8,1 Prozent der Gesamtfläche Namibias. Das geht aus einer Bestandsaufnahme der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hervor. Damit ist die Waldfläche seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 um etwa ein Fünftel geschrumpft.
Die Ursachen für den Rückgang sind jährliche Brände, übermäßige Holzernte und das Roden großer Flächen, um Siedlungen und Felder zu erweitern. Der Bergbau, zurzeit die Suche nach Öl, vernichtet ebenfalls Waldflächen. Nicht zu vergessen der Klimawandel; in den betroffenen Gebieten wird es wärmer und trockener.
Und die Armut in ländlichen Gebieten. Als Beispiel dafür nannte Chris Brown, Geschäftsführer der Umwelt-Dachorganisation Namibian Chamber of Environment, den Bau der Gehöfte im Norden Namibias. Mit steigendem Einkommen habe man die Holzwände und -palisaden dort durch Mauern ersetzt.
In Vorträgen und Debatten kamen mehrere Vorschläge zur Sprache, um bestehende Waldflächen besser zu schützen und neue Waldflächen zu schaffen. Durch die Proklamierung dreier staatlicher Waldnaturgebiete, die schon seit längerem dafür vorgesehen sind. Durch ein nationales Kontrollsystem mit einem Waldschutz-Gremium. Durch ein Programm zur Eindämmung der jährlichen Brände. Durch Aufforstung, speziell zugeschnitten auf Gebiete und ihre Gegebenheiten.
Und durch nachhaltige Nutzung. Denn ohne die Mitwirkung der Gemeinschaften vor Ort, darin war man sich einig, ließen sich Waldschutz und Aufforstung nicht durchführen. Statt heimische könne man eingeschleppte Baumarten nutzen, die sich immerhin zur Herstellung von Pfählen eignen. Zudem wäre eine Beteiligung an Einnahmen aus künftigen Emissions-Zertifikaten denkbar.
Eine weitere Möglichkeit der nachhaltigen Nutzung eröffnet der Tourismus. Gerade in der Nähe von Lodges in den Regionen Kavango-West und Zambezi könne man geführte Ausflüge für Namibia-Urlauber anbieten, auf denen das Ökosystem des Waldes und die traditionelle Nutzung der Pflanzen erklärt wird. Die mächtigen Baobab-Bäume in der Region Kavango-Ost sind bereits eine Attraktion.
Die Konferenz fand in Partnerschaft der namibischen Regierung mit internationalen und nationalen Organisationen statt. Darunter die Europäische Union als Finanzier sowie die deutsche Hanns Seidel Stiftung und ihr namibischer Partner, die Desert Research Foundation of Namibia, als Organisatoren. Unter den Teilnehmern waren die FAO und die International Family Forestry Alliance (IFFA).
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.