Besonders in Dürrejahren finden zahlreiche Vogelarten Futter in Städten und Siedlungen. Die grünen Oasen bieten Schutz, Nahrung und Wasser. In den Städten sorgen unzählige Futterplätze von Vogelliebhabern für ein nicht versiegendes Nahrungsangebot. Samenfresser und Fruchtfresser können in den Gärten der Städte überleben. Manche bleiben in den von Menschen geschaffenen Habitaten, andere zieht es wieder in die Wildnis, sobald sich die Umstände dort verbessert haben.
Unter den gefiederten Besuchern sind Feinde der eigenen Art, die sich ebenfalls in den Städten häuslich niedergelassen haben. Es handelt sich um kleine Raubvogelarten wie den Zwergsperber (Gewicht 68 bis 120 Gramm), den Schikra (80 bis 170 g) und den Gabarhabicht (110 bis 220 g), von denen sich zwei hauptsächlich von Vögeln ernähren. Wird es an den sonst ständig frequentierten Futterstellen plötzlich ruhig, ist meist einer dieser Raubvögel in einem Baum in der Nähe zu entdecken.
Diese drei Arten sehen sich auf den ersten Blick ähnlich, aber es gibt zahlreiche Unterschiede, nicht nur die Größe. Alle drei sind grau gefärbt und haben eine helle Brust oder einen hellen Bauch und helle Flanken. Beim größten von ihnen, dem Gabarhabicht (Flügelspannweite 60 cm), ist die Brust grau, Bauch und Flanken sind weiß und grau quergestreift. Bei Zwergsperber und Schikra sind Brust, Flanken und Bauch hellbraun quergestreift. Die größten Unterschiede gibt es bei der Farbe der Augen, der Wachshaut (auch Nasenhaut genannt) und der Läufe (Beine). Die Wachshaut ist der ungefiederte Bereich in der Nasengegend oberhalb des Schnabels, der beim Gabarhabicht rot und beim Schikra und Zwergsperber gelb ist. Die Augen des Gabarhabichts sind dunkelbraun, die des Schikra (Flügelspannweite 55 – 60 cm) rot und des Zwergsperbers (Flügelspannweite 40 – 45 cm) gelb. Die Läufe von Zwergsperber und Schikra sind gelb, derweil die des Gabarhabichts rot sind.
Die Jungvögel sind bei allen drei Arten braungrau; Flanken, Bauch und Brust sind bräunlich längs und/oder quer gefleckt oder gestreift. Bei allen drei Arten haben die Jungvögel gelbe Augen. Der Gabarhabicht ist am weitesten im Lande verbreitet. Mit Ausnahme der südlichen Namib-Wüste kommt er in ganz Namibia vor. Der Schikra ist im gesamten Norden und in den zentralen Teilen des Landes vertreten, nur nicht im Westen. Der Zwergsperber hingegen meidet die ariden Gebiete und ist im zentralen Norden bis hinunter nach Windhoek zu finden, am häufigsten jedoch in den Regionen Kavango und Sambesi.
In Windhoek haben sich einige Vertreter der drei Arten ständig angesiedelt und nisten regelmäßig in der Stadt, da ausreichend Nahrung vorhanden ist. Vor allem Rotkopfamadinen scheinen eine leichte und häufige Beute zu sein. Sie brüten von September bis Ende November, der Oktober ist jedoch die Hauptbrutzeit der drei Raubvogelarten.
Dirk Heinrich