Einst streiften Mammuts um die heutige Etosha-Pfanne. Das Südafrikanische Mammut (Mammuthus subplanifrons) war über 3,5 Meter groß und wog neun Tonnen. Fossilien dieser Mammutart wurden im Mündungsgebiet des Ekuma gefunden, der zusammen mit dem Oshigambo im Nordwesten in die Pfanne fließt.
Nashörner (Ceratotherium praecox), eineinhalb Mal so groß wie unsere heutigen Breitmaulnashörner, vier verschiedene Arten von Ur-Elefanten (u.a. Loxodonta cookei und Elephas recki) und Antilopen (Damalacra), aus denen sich die Oryxantilope und das Streifengnu entwickelten, lebten vor über vier Millionen Jahren am Etosha-See. In dem See, der viel größer als die heutige 4760 km Quadratkilometer große Salztonpfanne war, kamen Krokodile und Welse vor. Fossilien von erstklassiger Qualität sind die stummen Zeugen des einst vielfältigen, aber inzwischen größtenteils ausgestorbenen Tierreichtums im heutigen Nationalpark.
Experten wie der französische Paläontologe Prof. Martin Pickford brauchen nur einen Knochen, einen Zahn oder ein Schneckenhaus, um das dazugehörige seit Millionen Jahren ausgestorbene Säugetier, Reptil oder Weichtier zu bestimmen. Fossilien waren schon vor hundert Jahren in der Nähe der Ekuma-Mündung an der Etosha-Pfanne entdeckt worden. Als vor einigen Jahren wieder einmal gewaltige Wassermassen aus dem nördlich gelegenen Cuvelai-System die Pfanne erreichten und teilweise füllten, wurden Sandmassen mit hineingeschwemmt. Der Ekuma-Sandstein wurde freigelegt und mit ihm zahlreiche Fossilien. Ein Stoßzahn, ein Backenzahn, ein Schulterblatt und ein Oberschenkelknochen eines Mammuts lagen auf und im Sandstein in der Pfanne. Anfangs wurde vermutet, dass es sich um Elephas recki handelte, einen Vorfahren des Indischen Elefanten, der vor vier bis sechs Millionen Jahren lebte. In Sandsteinbrocken befanden sich auch deutlich sichtbare Knochen und Gelenkknochen eines ausgestorbenen Riesen-Riedbocks (Redunca darti), ein Sprungbein (Fußgelenkknochen) eines Ur-Nashorns, zwei Zähne von einem Krokodil sowie unzählige Schädel, Wirbel und Gräten von Welsen, die zu jener Zeit den See bevölkerten.
Bei einem weiteren Besuch ein Jahr später (2014) wurden Fossilien von prähistorischen Flusspferden (Hippopotamus), pferdeähnlichen Tieren (Hipparion), einem dem Flamingo ähnelnden Vogel und Eierschalen eines Riesenstraußes gefunden. Ein besonderer Fund waren die verschiedenen Skelettteile eines Mammuts (Mammuthus subplanifrons). Zusammen mit den Vorfahren von Nilkrokodilen fingen inzwischen ausgestorbene langschnäuzige Krokodile (Euthecodon) Fische im See, und am Ufer durchwühlten Riesenschweine (Notochoerus capensis) den Boden nach Wurzeln und Knollen. Knochen einer vor vier Millionen Jahren lebenden Hyäne und eines kleinen giraffenartigen Tieres wurden ebenfalls ausgegraben. Ein Raubtier von der Größe eines Schakals und eine etwa Steinböckchen-große Antilope (Raphicerus) konnten bisher noch nicht bestimmt werden. Ein angenagter fossiler Knochen weist darauf hin, dass zu jener Zeit ein Stachelschwein-ähnlicher Nager gelebt haben muss. Auch die fossilen Überreste eines Erdferkels wurden entdeckt. Zahnplatten von Flösselhechten (Polypterus) und Fossilien von Welsen deuten auf einen reichen Fischbestand im See hin. Dort tummelten sich auch Wasserschildkröten und am Ufer Landschildkröten.
Am jetzigen Ufer, nur einige Meter weiter und knapp einen Meter höher, sind in den Strandablagerungen Fossilien aus jüngerer Zeit zu finden. Die Schnecken (Melanoedes tuberculata) und Muscheln (Mutela) werden auf ein Alter von knapp 200 000 Jahren datiert. Bei Poacher‘s Point, einige Kilometer vom Mündungsbereich des Ekuma entfernt, sind Stromatolithen zu sehen, die vor fünf Millionen Jahren von Blaualgen und Bakterien gebildet wurden. In den oberen Schichten des Kalkgesteins befinden sich Fossilien von Schnecken jüngeren Alters.
Wind und Wasser legen immer wieder alte Schichten und somit die Geschichte der Etosha-Pfanne frei. Aber wenn der Ekuma und der Oshigambo Hochwasser führen, werden unzählige Fossilien weit in die Pfanne gespült und mit Schlamm bedeckt.
Dirk Heinrich