Für Namibia-Urlauber aus Europa oder den USA ist das Reisen in Namibia in den vergangenen Wochen um fast zehn Prozent günstiger geworden. Grund: Der Südafrikanische Rand (ZAR) hat gegenüber Euro und US Dollar stark an Wert verloren. Der Namibia Dollar ist 1:1 an den Rand gekoppelt.
Anfang April hat man 19,2 Rand für einen Euro erhalten. Gestern lag der Wechselkurs bei fast 21,13 Rand (siehe Tabelle auf der Website ExchangeRates.org.uk).
Vor drei Tagen fiel der Rand gegenüber dem US Dollar auf ein Dreijahres-Tief. Auslöser war laut Meldung der Nachrichtenagentur Reuters offenbar die Ankündigung des Stromversorgers Eskom am Tag zuvor, dass ein Kraftwerk erst eineinhalb Monate später wieder in Betrieb genommen werden kann als geplant. In den meisten Gebieten Südafrikas muss Eskom bereits jetzt für mehr als zehn Stunden am Tag den Strom abschalten, um eine Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden. Unter diesem 'load shedding' leidet die Wirtschaft seit Jahren. Hinzu kommt nun, dass im südlichen Afrika der Winter beginnt.
Vorgestern und gestern erlitt der Rand-Kurs einen weiteren Schlag. Die US-Botschaft in Südafrika warf dem Land Berichten zufolge vor, Waffen an Russland zu liefern. Viele Anleger zogen sich aus südafrikanischen Anleihen zurück, weil sie Sanktionen der USA gegen Südafrika befürchteten.
Die Reisebranche Namibias beobachtet den Verfall des südafrikanischen Rand mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits wird das Land der endlosen Horizonte im Vergleich zu anderen Reisedestinationen günstiger. Andererseits steigen die Kosten, weil viele Güter importiert und in US Dollar oder Euro bezahlt werden müssen.
Dazu zählt Treibstoff, der aufgrund langer Transportwege einen großen Teil der Kosten ausmacht. Steigende Kosten belasten das Ergebnis namibischer Unterkünfte, Mietwagenfirmen und Reiseveranstalter, weil sie ihre Preise bis zu ein Jahr im Voraus festlegen und sie in der Regel nicht kurzfristig anheben können.
100-Rand-Note und 100-Namibia-Dollar-Note: Die namibische Währung ist 1:1 an die südafrikanische Währung gekoppelt. Foto: Scan
Autor dieses Beitrags ist Sven-Eric Stender. Er stammt aus Hamburg und arbeitet seit 1986 als Journalist. Seit 1998 lebt er in Windhoek und hat sich auf die Themen Reise, Natur, Menschen und Geschichte Namibias spezialisiert. Für Fragen oder Anregungen ist er zu erreichen unter editorial@namibiafocus.com.