Namibia Focus

Teilzeit Flugzeugingenieur, Vollzeit königliche Hoheit: Der neue Ondonga-König

Geschrieben von Namibia Focus | Aug 19, 2019 11:23:42 PM

Teilzeit: Flugzeugingenieur. Vollzeit: königliche Hoheit. Nicht alle Tage sieht man in einem Lebenslauf solch eine Beschreibung der eigenen Tätigkeit. Fillemon Shuumbwa Nangolo wurde in Nord-Namibia kürzlich zum neuen Ondonga-König gekrönt. Zwar hat Tatekulu Shuumbwa als König jetzt andere Pflichten übernommen, doch wenn seine Dienste als Luftfahrtprüfer der namibischen Luftwaffe benötigt werden, erfüllt er nach wie vor bestimmte Aufgaben.

Tatekulu Shuumbwa wurde 2002 von seinem Onkel zu dessen Nachfolger ernannt. Schon damals war ihm klar, dass er der Tradition entsprechend seinen Ingenieurberuf aufgeben musste, wenn für ihn die Zeit gekommen war, seinen Platz auf dem Thron einzunehmen. In einem Interview mit Gondwana Collection Namibia sprach er sich jüngst dafür aus, stets nach einem Gleichgewicht zwischen Alt und Modern zu streben.

Foto: Nela Shikemeni

 

Immanuel Kauluma Elifas, der Onkel von Tatekulu Shuumbwa, war wegen seiner bescheidenen Wesensart bekannt und beliebt. Als Kind wurde dem jungen König Kauluma üblicherweise die Ehre zuteil, von Gleichaltrigen von der Schule nach Hause getragen zu werden. Eines Tages ballten sich dunkle Regenwolken am Himmel zusammen und jeden Augenblick konnte sich ein Wolkenbruch entladen. Der Junge, der den König auf dem Rücken trug, begann sich vor dem drohenden Gewitter zu fürchten, denn der Gefahr eines möglichen Blitzschlags war er sich sehr wohl bewusst. Er war etwas kleiner als Kauluma, und um rascher voranzukommen, schlug der König vor, die Rollen zu tauschen – statt getragen zu werden, trug Kauluma den Schulkameraden nach Hause.

Foto: Nela Shikemeni

 

Ein Interview mit dem König

Die Gondwana Collection hatte Gelegenheit, am Tag vor der Krönung im Dorf Onambango bei Ondonga in der Region Oshana ein Gespräch mit dem König zu führen. Nande Bamm, der Cousin des Königs, fungierte am Krönungswochenende als Sprecher seiner Majestät und als wir eintraten, um den König zu begrüßen, ermahnte er uns: „Leute, ihr müsst niederknien.“ Doch der König erwiderte: „Das ist schon in Ordnung, sie kennen die Sitten nicht“. Diese Bemerkung brach sofort das Eis. Wie zuvor bei seinem Onkel ist bei Tatekulu Shuumbwa jeder willkommen, der kulturelle Hintergrund ist nebensächlich. Als wir fragten, ob wir das Interview auf Englisch oder Oshiwambo führen sollten (meine Kolleginnen und fabelhaften Reisebegleiterinnen, Maria Mvula und Nela Shikemeni, waren an diesem Wochenende unsere Dolmetscher), antwortete er ohne mit der Wimper zu zucken: „Ich schlage vor, wir führen es auf Chinesisch.“ Damit fühlten wir uns wie zu Hause und das Interview kam uns vor wie ein Besuch bei einem alten Freund. Erst recht, als sich der König und Manni Goldbeck, der Marketing-Direktor von Gondwana, über Fußball zu unterhalten begannen.

Foto: Nela Shikemeni

 

Als Nela ihn nach seinem Regierungsstil fragte, erklärte er: „Wenn man langsam geht, erreicht man das, worauf man hinarbeitet oder was man anstrebt. Geht man schnell, wird es von der Erschütterung der Schritte vertrieben – was immer es sein mag.“

Wir sprachen viel über das Vermächtnis seines Onkels, und so fragte ich den neuen König, welche Art von Vermächtnis er eines Tages hinterlassen möchte. „Engagierte harte Arbeit und Zielstrebigkeit“, sagte er.

Der neue Ondonga-König Tatekulu Shuumbwa mit seiner Gattin. Foto: Nela Shikemeni

 

Selbstorientierung einer Kultur

Am nächsten Tag war die Krönung. Traditionelle Kleidung wogte in einer Welle von leuchtenden Pink- und Rottönen. Es war das erste Mal seit 40 Jahren, dass ein neuer König in sein Amt eingeführt wurde, und wir waren vor Ort, um dieses Ereignis mitzuerleben. Ich entledigte mich meiner bisherigen Vorstellungen von Kultur und tauchte in das einzigartige Geschehen ein. Irgendwann begegneten wir der Familie des Königs, die uns herzlich inmitten der Festgemeinschaft willkommen hieß. Andere Mitglieder der Gemeinschaft machten deutlich, dass die Krönung eines Königs die Selbstorientierung einer ganzen Kultur ist. Der freudigen Stimmung konnte man sich nicht entziehen. Ein Owambo-König ist die Führungspersönlichkeit in seiner Gemeinschaft; er arbeitet Hand in Hand mit der Regierung.

Foto: Nela Shikemeni

 

Die Ansprache des Königs

Der König sprach bei seiner Antrittsrede aus dem Herzen. Seine kraftvolle Ansprache zielte darauf ab, Jung und Alt zu einen. Er ermutigte sein Volk, als Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Vorfahren weiter auf dem Althergebrachten aufzubauen, aber zugleich betonte er wie wichtig es sei, das Alte mit dem Neuen zu beleben, um das dringend erforderliche Gleichgewicht in einer modernen Welt herzustellen.

Etwas Wichtiges, das ich bei meinem Aufenthalt im Owamboland gelernt habe, war meine Uhr abzunehmen und nicht von einer Stelle zur nächsten zu hasten. Statt zu fragen, wann eine Veranstaltung beginnt, findet man sich einfach ein und genießt den Augenblick. Im Owamboland lernt man wieder Gelassenheit – die Kunst, sich Zeit zu nehmen.

Das Gondwana-Team wurde bei den Krönungsfeierlichkeiten herzlich aufgenommen (l.n.r): Annelien Robberts, Odile Gertze, Anouchka Boiteux, Nela Shikemeni und Maria Mvula. Foto: Gondwana Collection

 

Gondwanas neueste Lodge gereicht einem König zur Ehre

Unser jüngstes Bauprojekt, Etosha King Nehale, befindet sich einen Kilometer nördlich vom King Nehale Gate in den Etosha Nationalpark. Die Eröffnung soll im Mai 2020 stattfinden. Reservierungen werden bereits online entgegengenommen.

Diese Lodge ist perfekt geeignet, die Erkundung von Etosha mit einer Reise in die nördlichen Landesteile zu verbinden. Ihr nächstes Ziel wären die Hakusembe River Lodge und die Namushasha River Lodge. Der ideale Urlaub würde Sie dann noch weiter nach Osten führen: zur Zambezi Mubala Lodge und vielleicht sogar bis zum Chobe River Camp.

Annelien Robberts, Gondwana Collection Namibia