Namibia Focus

Der lange kalte Weg namibischer Export-Heidelbeeren

Geschrieben von Namibia Focus | Nov 19, 2020 10:27:46 PM

Zum ersten Mal in der Geschichte exportiert Namibia zig Tonnen von Blaubeeren. Mashare Berries Farming am Okavangofluss baut Heidelbeeren in großem Stil an, der anspruchsvolle Transport zu ihren Bestimmungsorten in Europa wird vom namibischen Transportunternehmen Transworld Cargo abgewickelt. Das Produkt wird unter der Marke "Namib Blue" exportiert.

Am 6. Oktober 2020 überschritt Mashare Berries Farming im ersten Produktionsjahr die 100-Tonnen-Marke, was eine bemerkenswerte Leistung ist. Die ersten sieben Tonnen wurden am 21. September 2020 auf einen Eurowing-Airbus A330 verladen und erreichten am nächsten Tag Frankfurt. Weitere Lieferungen der begehrten Beeren folgten und fanden ihren Weg in die Niederlande, nach Deutschland, Spanien, Russland und sogar nach Hongkong. Auch vor Ort in Namibia wurden mehr Beeren als erwartet verkauft.

Diese Blaubeeren warten darauf, bei Mashare Berries Farming gepflückt zu werden. Die begehrten Früchte werden auf einem 20 Hektar großen Feld angebaut.

 

Das Schwierige am Vertrieb der Blaubeeren ist, dass die kleinen Früchte konstant bei einer Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt gehalten werden müssen – und das im warmen Namibia! Nach der Ernte gelangen die Beeren innerhalb einer halben Stunde ins Kühllager, wo sie auf wenige Grad Celsius abgekühlt werden. Die zerbrechlichen bläulich-violetten Früchte sind sehr druck- und temperaturempfindlich, deshalb werden sie in Kühlräumen bei sehr niedrigen Temperaturen verpackt und sortiert. Die lokalen Arbeitskräfte trage an ihrem Arbeitsplatz dicke Jacken und Hosen, während die Außentemperatur weit über 30˚C liegt.

Die Heidelbeeren werden in Schachteln verpackt, ordentlich auf Paletten gestapelt und dann in Kühlräume gebracht. Dort werden sie auf Kühllastwagen verladen und zum internationalen Flughafen Hosea Kutako in Windhoek oder anderen Orten innerhalb Namibias transportiert. Wenn die wertvolle Fracht unterwegs ist, sollte sie auf einer konstant niedrigen Temperatur gehalten werden; das gilt auch für die spezielle Kühleinrichtung am Flughafen, wo die Beeren einige Stunden vor dem Abflug des Flugzeugs nach Europa ankommen.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter verpacken die Blaubeeren in einem kühlen Raum,in dem sie warme Kleidung und Jacken tragen müssen.

 

Bei Mashare Berries Farming werden strenge Gesundheitsvorschriften befolgt. Jeder Mitarbeiter muss sich morgens vor Arbeitsbeginn gründlich die Hände waschen und desinfizieren. Alle Geräte werden vor dem Einsatz gewaschen. Das Tragen von Gesichtsmasken auf den Feldern und in der Verpackungsanlage ist in diesen Zeiten von COVID-19 ein Muss. Jedesmal, wenn die Pflücker ihre Eimer mit den frisch gepflückten Blaubeeren an einer mobilen Sammelstelle auf dem Feld abgeben, müssen sie ihre Hände und Eimer waschen. Auf dem Feld gibt es zahlreiche Wasserpunkte, an denen die Arbeiter ihren Durst stillen können. Auch die Mitarbeiter, die die Beeren verpacken, müssen sich regelmäßig die Hände waschen und desinfizieren.

In Spezialcontainer verpackt, werden die Namib-Blue-Heidelbeeren in ein Eurowing-Flugzeug verladen und erreichen zehn Stunden später Frankfurt. Temperaturmessgeräte in den Paletten überwachen die Temperatur auf dem gesamten Weg - vom Kühlraum in Mashare bis zum Großhändler auf der Nordhalbkugel. Die gleichbleibend niedrige Temperatur während des Transports sorgt dafür, dass der Verbraucher schmackhafte, frische Blaubeeren kaufen kann. Die enge Zusammenarbeit zwischen Mashare Berries Farming und den namibischen Transportunternehmen Transworld Cargo und NelSnel hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Namib Blue-Heidelbeeren in ihrem ersten Jahr in Namibia ein durchschlagender Erfolg wurden.

Die Erfolgsgeschichte beschränkt sich nicht nur darauf, dass ein für Namibia ungewöhnliches Produkt angebaut und exportiert wird, sondern es haben auch 450 Frauen aus der Kavango-Ost-Region bei Mashare Berries Farming einen Arbeitsplatz gefunden. Im kommenden Jahr werden weitere hinzukommen. Es wird erwartet, dass die Heidelbeersträucher auf dem 20 Hektar großen Feld, das derzeit bewirtschaft wird, im kommenden Jahr mehr Früchte tragen werden. Es kostete rund 90 Millionen Namibia-Dollar, das Blaubeerprojekt auf den Weg zu bringen; ermöglicht wurde dies mit finanzieller Unterstützung der Private-Equity-Firma Königstein Capital.

Dirk Heinrich