Wenn es geregnet hat und die Erde nass ist, fangen sie an zu graben. Mit den Zähnen wird das Erdreich gelockert und mit den Vorderbeinen nach hinten geschoben. Die Hinterbeine drücken die feuchte Erde noch weiter zurück. Ein Damara-Graumull (Fukomys damarensis) beim Tunnelbau. Im Verhältnis zum bis zu 18 Zentimeter großen Körper sind die Nagezähne im Ober- und Unterkiefer riesig. Sie dienen auch zur Verteidigung, falls der Graumull in seinen bis über einen Kilometer langen Gängen einem Feind begegnen sollte – oder wenn er sich mal an die Oberfläche traut, was sehr selten geschieht.
Im Gegensatz zu Maulwürfen ernähren sich Damara-Graumulle und andere Graumull-Arten von Wurzeln, Knollen und anderen Pflanzenteilen. Maulwürfe hingegen fressen Regenwürmer und Insekten.
In Namibia kommen laut Prof. Jennifer Jarvis von der Universität Kapstadt drei Graumull-Arten vor. Der Damara-Graumull ist am häufigsten und am weitesten verbreitet. Selten und wenig erforscht ist der Bocages-Graumull (Cryptomys bocagei), der bisher bei Ondjeva, Ongha und Ondongera im zentralen Norden gefunden worden ist. In sandigen Gebieten am Rande der küstennahen Dünen am Oranje im tiefen Süden ist der Namaqua Strandgräber (Bathyergus janetta) heimisch, ein recht aggressiver Einzelgänger. Wie Prof. Jarvis betonte, gräbt der Strandgräber im Gegensatz zu den anderen beiden Graumull-Arten nicht mit den Zähnen sondern mit den Vorderbeinen.
Damara-Graumulle leben fast ausschließlich unterirdisch in Kolonien von normalerweise einem Dutzend Tieren. Es wurden aber auch schon Kolonien aus bis zu 40 Individuen registriert. Die Männchen sind meist etwas größer und schwerer als die Weibchen. Beide Geschlechter sind von beiger oder dunkelbrauner bis braunschwarzer Färbung, haben ein kurzes dickes Fell und meist einen unterschiedlich großen weißen Fleck auf dem Kopf oder Nacken. Die ungefurchten, stetig nachwachsenden Nagezähne reichen bis weit über die Lippen hinaus und sind somit immer sichtbar. Innerhalb der Kolonie sind nur ein Weibchen und ein oder zwei Männchen paarungsfähig. Die restlichen Tiere, meist Nachwuchs verschiedener Generationen, übernehmen den Bau der Gänge und die Nahrungssuche. Graumulle gelten als eusozial, das heißt, sie bilden soziale Verbände wie z.B. auch Termiten, Ameisen und Bienen. Das Alpha-Weibchen kann bis zu drei Mal im Jahr durchschnittlich drei Junge (1 -6) gebären.
Sehr wenige Personen haben schon mal einen Damara-Graumull in freier Natur gesehen. Die kleinen Säuger kommen sehr selten an die Oberfläche, und meist nur in der Dunkelheit wenn ein oder mehrere Tiere auf Partnersuche gehen und eine neue Kolonie gründen wollen. Ihre Präsenz verraten die Damara-Graumulle durch die aufgeworfenen kleinen Sandhaufen, die wenige Meter hintereinander liegen. Wie schon erwähnt, sind Damara-Graumulle in der Regenzeit besonders aktiv, wenn der Boden feucht und aufgeweicht ist. Studien von Prof. Jarvis und Kollegen haben ergeben, dass große Graumull-Kolonien in der Regenzeit mehrere Kilometer an neuen Tunneln graben können. Dabei werden kleine Knollen an Ort und Stelle verspeist. Größere Knollen oder Zwiebeln werden in eine Vorratskammer in der Nähe des Nestes gebracht. Ganz große Knollen werden beim Tunnelbau angefressen und dann wieder mit Sand zugedeckt, damit sie sich regenerieren können.
Zu den Feinden der Graumulle gehören Schlangen wie die Maulwurfschlange und einige Kobra-Arten; an der Erdoberfläche sind Greifvögel eine Gefahr, vor allem Eulen. Damara-Graumulle haben sehr kleine Augen und sind fast blind. Auch die Ohren sind klein und ohne Ohrmuschel, aber die Tiere können sehr gut hören und nehmen auch Vibrationen wahr.
Dirk Heinrich