Im unglaublichen Abenteuer des Lebens haben wir immer eine Wahl, wir sind niemals festgefahren. Zu Zeiten von Covid-19 haben wir die Wahl, uns auf die Angst und die Negativität einzulassen, die es auf dem Planeten gibt, oder wir können uns für die immense natürliche Schönheit öffnen, die uns umgibt. Ich wähle das Letztere. Eine Reise durch ein grünes Namibia erinnert mich daran, wie gut es ist, am Leben zu sein.
Nachdem ich fast einen Monat lang durch dieses wunderschöne Land gereist bin, mache ich mich auf den Weg nach Norden zum meinem letzten Reiseziel, bevor ich ans schöne Kap zurückkehre. Diesmal habe ich ein paar Freunde bei mir für einen kurzen Aufenthalt in Gondwanas neuester Lodge, Etosha King Nehale. Hinter Namutoni, dem östlichen Camp von Etosha, fahren wir von der Teerstraße ab. Andere Reisende erzählen uns, dass sie auf ihrer Fahrt durch den Nationalpark keine Wildtiere gesehen haben. Das kann ich kaum glauben, denn ich weiß, dass jeder Moment Möglichkeiten und Versprechen birgt. Und so ist es auch. Während wir die Wasserlöcher erkunden, trabt ein Nashorn durch das kniehohe Gras, ein Zebrafohlen kuschelt mit seiner Mutter, Gemsböcke beäugen uns aus dem Grün, eine Giraffenherde zieht vorbei, und noch eine. Und dann, als ob der magische Schalter auf Spiel gestellt worden wäre, entfaltet sich der Tag mit einem herrlichen Moment nach dem anderen.
Ein dramatisches Wolkenspiel füllt den Himmel und trägt den Geruch von Regen vermischt mit dem Duft des Bitterbuschs. Pfützen glitzern und schimmern inmitten einer üppigen und grünen Landschaft. Am Wasserloch, das für die Gäste von Etosha King Nehale reserviert ist, nähert sich ein Elefant dem Wasser, hebt seinen Rüssel, als er uns wittert und trinkt zufrieden, bevor er eine Dusche aus frischem Schlamm genießt und auf der Suche nach einem Snack durch das lange Gras davonwandert. Als wir weiter zur Lodge fahren, erhellt ein Regenbogen den Himmel, Gnu-Jungtiere tummeln sich zwischen den Älteren, Vögel fliegen aus dem Wasser am Straßenrand auf und Reiher versammeln sich auf kleinen Bäumen - wie Weihnachtsschmuck - um sich für die Nacht niederzulassen. Golden kommt die Sonne heraus, während ein sanfter Regen fällt und wir uns in einer fröhlichen Affenhochzeit wiederfinden.
Ein sich verdunkelnder Himmel und ein Festmahl der anderen Art zieht uns nordwärts zur Lodge, die direkt vor Etoshas nördlichem Tor liegt. Auf Etosha King Nehale empfängt uns eine Verschmelzung von königlichem Flair, gutem Geschmack und Oshiwambo-Tradition. Die Andoni-Ebene hat sich in ein Feuchtgebiet verwandelt und ein Frosch-Chor quakt fröhlich in den Abend, während Streifen von Karminrot den Himmel färben. Ich habe Zeit, vor dem Abendessen mein großes, komfortables Chalet zu genießen. Ich nehme eine heiße Dusche, zünde Kerzen an und gieße mir ein Glas Sherry ein, wobei ich all die Liebe zum Detail würdige.
Das Abendmahl beginnt mit afrikanischem Flair - ein Brotkorb mit einer Auswahl an Vetkoek, Marmelade, Pastete und einem traditionellen Oshiwambo-Snack, Mopane-Würmern. Jeder Gang hat einen Hauch von Exotik, die Suppe mit warmen, subtilen Gewürzen, die Hauptgerichte mit marokkanischem Reis und Couscous und das hausgemachte Eis zum Nachtisch, das köstlich mit Ingwer und Nüssen gewürzt ist. Immer wieder trifft man auf etwas Besonderes, dass überrascht und erfreut.
Etosha King Nehale ist nicht nur ein bequemes Sprungbrett in den Norden Namibias - ein Zwischenstopp zwischen Etosha und den Regionen Kunene, Kavango und Sambesi - sondern auch ein Ausgangspunkt, um die kulturreichen Regionen nördlich von Etosha, auch Owambo genannt, zu erkunden. Es ist ein buntes Sammelsurium aus Shebeens (einfachen traditionellen Bars) mit interessanten Namen, alten Autofriedhöfen, modernen Einkaufszentren und einer Landschaft, die in vielen Gebieten von Makalani-Palmen, Oshanas (saisonalen Seen), Mahangu (einer Hirseart) und traditionellen Gehöften geprägt ist.
Wir fahren westwärts nach Olukonda bei Ondangwa, um Nakambale zu besuchen, eine der ersten finnischen Missionsstationen im heutigen Namibia. Der Missionar Martti Rautanen begann hier 1885 mit der Übersetzung der Bibel ins Oshindonga. Er wurde liebevoll "Nakambale" genannt, wegen des Hutes, den er trug und der einem umgedrehten Korb ähnelte. Das dickwandige Familienhaus, das er baute, ist heute das Museum. Die alte Kirche steht noch immer neben den Familiengräbern. Geräumige Safarizelte und ein Restaurant sind die neuesten Ergänzungen, und die langjährige Nakambaleanerin Maggie Kanaante bietet Dorfbesuche an.
Der Oshiwambo-Charakter und die einzigartigen Tiersichtungen in einem grünen Etosha sind der perfekte Abschluss einer Reise, die nach einem geistig, emotional und körperlich anstrengenden Jahr eine reine Wohltat war. In Namibia zu sein, besonders in dieser üppigen grünen Jahreszeit, hat mich gerettet, mich bei Verstand gehalten, mich inspiriert und mir neue Energie gegeben, um wieder vom Leben begeistert zu sein.
Maggie rückt die Dinge ins rechte Licht, wenn sie ihre drei Hunde beschreibt. Der liebevolle Scoobie begrüßt uns alle mit Zuneigung, rollt sich auf den Rücken und lässt sich den Bauch kraulen. Maggie erzählt uns, dass sie noch zwei weitere Hunde hat. "Die anderen beiden", sagt sie, "Covid und Trump, nun ja, die wurden zu Hause gelassen." Ich lache über die Namen und merke, dass diese seltsame Metapher das, was ich gerade fühle, auf den Punkt bringt. Es ist mehr als an der Zeit, Covid und Trump zurückzulassen, die Liebe und das Leben des Jetzt zu umarmen und vorwärts zu gehen.
Dieses Gefühl packe ich in meinen Koffer und trage es mit mir. Nach meiner Reise durch das grüne Namibia in Zeiten von Covid-19 kommt mir der eigenartige Namen einer Shebeen in den Sinn, die ich am Straßenrand gesehen. Ihr Name erinnert auf ruhige Art und Weise: 'Life is nawa' - 'Das Leben ist gut'.
Danke, Namibia.
Ron Swilling