Obwohl es ein für örtliche Verhältnisse sehr kalter Morgen ist, sind an einem Nebenarm, auf einer großen Insel und am Hauptstrom des mächtigen Sambesi sehr viele Vögel unterwegs. Nicht nur die gefiederten Arten beeindrucken, sondern auch die großen Krokodile, die trotz der niedrigen Temperaturen am Ufer liegen und Wärme tanken. Hier steigt nur der ins Wasser, der es tun muss um zu überleben, oder der dort lebt und nichts zu fürchten hat.
Die unterschiedlichsten Reiher stehen am Ufer und warten auf Fische, die sich in ihre Nähe wagen. Grau-, Purpur-, Seiden-, Silber- und Mangrovenreiher sind in fast regelmäßigen Abständen zu beobachten: manche versteckt in der dichten Ufervegetation, andere an offenen Flächen oder auf Sandbänken. Im Ried wird wegen ihrer guten Tarnung und Bewegungslosigkeit fast eine Zwergrohrdommel übersehen. Als der Vogel bemerkt, dass er entdeckt wurde und das Boot sich nähert, reckt er den Schnabel senkrecht in die Höhe und sieht fast wie eine der Riedstangen aus. Als die Tarnung nichts nützt, klettert der nur knapp 35 cm lange Vogel geschickt in die dichte Vegetation.
Auf den weißen Sandbänken haben sich Braunmantel-Scherenschnäbel niedergelassen, die dort den Tag verbringen. Nachts fangen sie Fische, indem sie knapp über der Wasseroberfläche fliegen und mit der längeren unteren Schnabelhälfte in einem Winkel von 45 Grad durch das Wasser pflügen. Berührt ein Fisch diese Schnabelhälfte schnappt der Vogel zu und die Beute ist sicher zwischen kurzem Oberschnabel und langem Unterschnabel eingeklemmt. Auf der Sandbank haben sich auch Graukopfmöwen eingefunden, Weißbrustkormorane trocknen ihre Flügel.
Am nördlichen Ufer, in Sambia, nehmen Fischer die Fische, die sie während der Nacht in Netzen gefangen haben, aus und schuppen sie. In der Nähe warten ein Riesenfischer und ein Graufischer- Pärchen auf Beute. Kopfüber stürzen sie sich ins Wasser, um mit dem langen kräftigen Schnabel einen Fisch zu packen.
Fast nicht auszumachen ist der Wassertriel, auch wenn er völlig offen am Ufer steht. Die Tarnung ist derart perfekt, dass der fast 40 cm große Vogel nur auffällt, wenn er sich bewegt.
Auf einigen überfluteten Flächen am Ufer, die durch den nach dem Hochwasser langsam sinkenden Pegel des Flusses abgeschnitten wurden, haben sich zahlreiche Reiher, Kormorane, Nimmersatte und Rötelpelikane versammelt, um den Fischen nachzustellen, die dort in den schrumpfenden Tümpeln gefangen sind.
Im Zambezi Mubala Camp ist der laute und eigenartige Ruf des farbenprächtigen Schalow’s Turakos zu hören. Es ist jedoch nicht einfach, den großen grünen Vogel mit den roten Schwingen in den grünen Baumkronen zu erkennen.
Während einer morgendlichen Bootsfahrt vom Zambezi Mubala Camp, um die große Insel herum zum Hauptstrom bis zur Zambezi Mubala Lodge und zurück, wurden Ende Juli dieses Jahres 38 Wasser- und Sumpfvogelarten gezählt, und insgesamt 83 Vogelarten an zwei Tagen rund um das Camp.
Dirk Heinrich