Die gelblichen Kätzchenblüten der Chobe-Kerzenakazie (Acacia hebeclada subsp. Chobiensis) locken die Graulärmvögel in die Ufervegetation am Kavango bei der Hakusembe River Lodge westlich von Rundu. Mit dem Frühling steigt das Nahrungsangebot für zahlreiche Tiere, denn Knospen, Blüten und frische Triebe sind eine willkommene Abwechslung nach dem Winter und der Dürre.
Die Chobe-Kerzenakazie kommt in Namibia nur an den Ufern des Kavango bei Rundu vor und dann wieder viel weiter stromabwärts im Bwabwata- und im Mahangu-Nationalpark sowie an einigen Stellen am Kwando und Linyanti und auch im östlichen Teil der Sambesi-Region. Die aufrechtstehenden Schoten sind viel größer als die der Kerzenakazie (Acacia hebeclada), die in großen Teilen Namibias zu finden ist. Für die Graulärmvögel sind die runden weichen Blüten auf jeden Fall ein Festmahl nach dem recht kalten Winter.
Es ist nicht bekannt, ob Insekten den großen Honiganzeiger, der Ende August bei Hakusembe beringt werden konnte, derart weit nach Westen gelockt haben. Es handelt sich um ein Männchen mit dem typischen rosa Schnabel und gelben Schulterflecken auf dem ansonsten grauweißen Gefieder. Bisher wurde diese Vogelart noch nicht offiziell in dieser Gegend gesichtet. Es wäre interessant zu erfahren, ob andere Vogelliebhaber den Großen Honiganzeiger in Zukunft dort beobachten. Der große Honiganzeiger bevorzugt Bienenwachs, frisst aber auch die Eier und Larven von Bienen sowie fliegende Termiten und einige andere Insekten. Der Vogel führt diejenigen, die sein Verhalten deuten können, zu Bienennestern. Als Belohnung erhoffen sich Honiganzeiger ein Stückchen Wabe.
Obwohl der Wasserstand des Kavango niedriger als in den vergangenen fünf Jahren ist, sind zahlreiche Wasservögel wie der farbenprächtige Malachit-Eisvogel zu sehen, und der Ruf des Zweifarbenwürgers, der die Ufervegetation bevorzugt, ist nicht zu überhören. Ebenfalls nicht zu überhören ist der recht bunte Weißbrauenrötel.
Ein im September 2016 bei der Hakusembe River Lodge beringter Sumpfzistensänger hält sich immer noch dort auf, desgleichen eine im Juli 2018 beringte Graurücken-Grasmücke und ein Weißbrauenrötel. Sie waren Ende August dieses Jahres (2019) erneut gefangen worden. Mit Hilfe eines Fotos konnten Zahlen eines Ringes am Bein eines Weißbürzeldrosslings ausgemacht werden. Sie ergaben, dass dieser Vogel im Mai 2015 auf dem Lodge-Gelände beringt worden war. Im September 2016 war er abermals gefangen und nach dem Vermessen wieder freigelassen worden. Es zeigt, dass einige Vögel standorttreu sind, andere nur durchziehen und wieder andere nur zu bestimmten Jahreszeiten zurückkehren.
Dirk Heinrich