Tourismus in Namibia ist sehr vielseitig und außer Fotosafaris, Wandern, Ballonfahren, Bergsteigen oder Golf spielen, können viele Namibia-Besucher auch andere Hobbys wie Geologie, Botanik, Insektenkunde oder Astronomie in unserem Land vertiefen.
Durch die dünne Besiedlung in Namibia und die geringe Luftverschmutzung ist der Himmel klar und nachts sind Sterne, die Milchstraße und Planeten stechend scharf und deutlich zu erkennen. So haben im Laufe der Jahrzehnte hier Ansässige begonnen, sich für Astronomie zu interessieren und unter ausländischen Touristen sprach sich herum, dass Namibias nächtlicher Sternenhimmel besonders schön ist. Kaum Wolken, kein störendes Licht von Großstädten und eine niedrige Luftfeuchtigkeit bieten Sterneguckern ideale Bedingungen für einen „astromäßigen“ Urlaub und das Fotografieren der Himmelskörper. Im Durchschnitt sind über 200 Nächte im Jahr hier im Land wolkenlos und im wahrsten Sinne sternklar.
Weltweit hat sich inzwischen Astro-Tourismus als wachsender Nischenmarkt etabliert – auch in Namibia. Es gibt Angebote für verschiedene Standorte mit leistungsstarken Teleskopen und moderner, technischer Ausrüstung auf Astrofarmen. Weiterer Zubehör kann vor Ort angemietet werden. Einige Tourismusunternehmen bieten nun auf Anfrage maßgeschneiderte Touren an, auch für Selbstfahrer, damit Hobby-Astronomen verschiedene Astrofarmen im Land besuchen können.
Internet und soziale Medien bieten digitalen Erfahrungsaustausch für Astro-Touristen und besonders wertgeschätzt sind zwischendurch workshops auf Astrofarmen für Sternegucker und Einsteiger sowie für die immer spezialisiertere Astro-Fotografie. Fachsimpeln, afrikanisches Lagerfeuer, kühles Bier und Tagesausflüge in Namibias Naturlandschaften runden diesen Erlebnis-Urlaub aufs Schönste ab.
Die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (NWG) mit ihrem Sitz in Windhoek hat eine Arbeitsgruppe für Astronomie, deren Amateur-Astronomen im Laufe vieler Jahre auch Wissenschaftlern zugearbeitet haben. Knapp zwanzig Kilometer südlich von Windhoek wurde unter Betreiben der Amateur-Astronomin Sonja Itting-Enke schon in den achtziger Jahren die Cuno-Hoffmeister-Gedächtnissternwarte aufgebaut.
Cuno Hoffmeister (1892-1968) stammte aus Sonneberg, war Astronom und Geophysiker. Er erforschte sogenannte veränderliche Sterne und gründete die Sternwarte Sonneberg in Brandenburg (heute ein Astronomie-Museum). Er entdeckte etwa 10.000 dieser Sterne, die ihre Helligkeit ändern. In den fünfziger Jahren reiste er einige Male nach Namibia und Südafrika zu astronomischen Studien. Daher wurde die Sternwarte bei Windhoek nach ihm benannt. Diese Sternwarte ist mittels vorheriger Anmeldung für Hobby-Astronomen zugänglich.
Die Vereinigung „Internationale Amateursternwarte e. V.“ (IAS) bietet Amateurastronomen die Möglichkeit, westlich von Windhoek an großen, leistungsstarken Teleskopen in eigener Regie den Himmel zu beobachten, zu fotografieren und zu arbeiten. Die IAS wurde 1999 gegründet und betreibt zwei Observatorien in Namibia. Ursprünglich als Standort für eine Groß-Sternwarte des Max-Planck-Institutes für Astronomie vorgesehen, steht diese Sternwarte auf dem Gamsberg-Plateau heute den Amateurastronomen der IAS zur Verfügung. Die zweite IAS-Sternwarte befindet sich auf der nahe gelegen Gäste- und Astro-Farm Hakos.
„Wir waren letzten Winter im Südosten Namibias auf zwei verschiedenen Astro-Farmen, die sehr gut ausgerüstet sind mit super Standorten, es war richtig toll“, erinnert sich ein Tourist aus Köln. „Wir waren begeistert, dass wir nur unsere Kameras und Laptops im Reisegepäck mitzunehmen brauchten, unsere eigene schwere Ausrüstung mussten wir nicht mitschleppen.“
In der Tat werben Namibias Astro-Farmen um Sternegucker mit hochtechnischen Geräten mitten in der Natur, die auch bestens gewartet werden. Da schlagen die Herzen von Hobby-Astronomen höher.
Ein dunkler, schwarzer Himmel wird ja meistens als bedrohlich angesehen, doch eine internationale Organisation und ihre Mitglieder fördern genau das. In Namibia wurde das private NamibRand-Naturschutzgebiet sogar deswegen ausgezeichnet.
Die International Dark-Sky Association wurde 1988 in den USA als eine Vereinigung von Astronomen gegründet mit dem Ziel, eine geringere Lichtverschmutzung durch Verwendung von Beleuchtung mit weniger Abstrahlung himmelwärts zu fördern. Künstliche Beleuchtung in der Nacht verändert den Lebensrhythmus der Natur, Fauna und Flora eingeschlossen.
Abseits von Städten werden Naturlandschaften als International Dark Sky Reserve (IDSR) prämiert: Öffentliches oder privates Land mit herausragendem oder besonderem Sternenhimmel und einer nächtlichen Umwelt, die in großem Umfeld geschützt ist, wo natürliche Dunkelheit existiert oder erreicht wurde, erhalten die begehrte Auszeichnung. Das private NamibRand Naturschutzgebiet im Südwesten Namibias erhielt sogar den Gold-Status von der IDA. Diese Auszeichnung wurde zum ersten Mal in Afrika vergeben. Jede Nacht wird der Dunkelheitsgrad von einem ‚sky quality metre‘ (SKM) der IDSR gemessen, aufgezeichnet und von der IDA ausgewertet.
Das freut die Amateur-Astronomen, da sie die Sterne und andere Himmelskörper viel besser sehen können.
Auch die internationale Wissenschaft hat Namibias Sternenhimmel entdeckt. Lesen sie hierzu unseren Artikel über das HESS-Teleskop.
Brigitte Weidlich