Sportangeln in Namibia ist inzwischen bekannt und beliebt. Brandungsangeln entlang der Küste oder einen Tigerfisch aus den Flüssen im Norden am Haken haben, da schlägt das Anglerherz gleich doppelt. Ein neuer Trend: Mit der ganzen Familie Teichangeln und zwar auf „dem Mond“.
Der einstige Alt-Herren-Sport mit seinem Klappstuhl-Image ist Vergangenheit. In „Goanikontes Oasis“, eigentlich ein Restaurant und Café 50 Kilometer östlich von Swakopmund in Namibias „Mondlandschaft“ gelegen, gibt es tatsächlich eine Oase. Dort werden derzeit Süßwasserangel-Wettbewerbe als Outdoor-Erlebnis für die ganze Familie angeboten. Dafür hat der Eigentümer Dirkie Baard eigens einen Tilapia-Teich angelegt.
Früher war das Areal sumpfig, von einer Ried-Pflanze zugewuchert und lediglich mit einem Zaun abgesichert. Als jedoch die Familie Charl und Rene Baard (von Baard Transport in Walvis Bay) im August 2018 „Goanikontes Oasis“ übernahm, machte sich Sohn Dirkie an die Arbeit. Er entfernte die schilfartige Pflanze und hob den Boden aus. In der Mitte ließ er eine kleine Insel stehen, auf der er eine Palme pflanzte. Die entstandene Vertiefung wurde ummauert und – mit Hilfe einer Solarpumpe – das brackige Wasser aus dem Swakopriver in das neue Becken gepumpt.
Die offene Wasserstelle zog schnell die Tier- und Vogelwelt an. „Plötzlich schwammen Schwarzhalstaucher auf meinem Teich und 20 Nilgänse ließen sich hier nieder“, berichtet Dirkie.
Vier Monate nach Fertigstellung entschied der junge Unternehmer, seinem Teich etwas Leben hinzuzufügen. Er kaufte 400 junge Tilapien.
Die Fischsorte gehört zu der Familie der Buntbarsche. Sie bevorzugen als Lebensraum Wasser mit Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad. Da der Teich nicht besonders tief ist, wird er durch die heißen Sonnenstrahlen schnell aufgeheizt. Eine ideale Aquakultur für den Allesfresser, der je nach Lebensraum bis zu sechs Kilogramm schwer werden und eine Länge von bis zu einem halben Meter erreichen kann.
Um das biologische Gleichgewicht zu halten, lässt Dirkie das Wasser alle zwei Monate knietief ablaufen, fängt dabei die Fische ein, zählt sie, bringt die kleinsten in seine Aufzuchtbecken und lässt neues, „frisches“ Wasser wieder einlaufen. „Bis aber meine Zucht erfolgreich angelaufen und der Fisch groß genug für unsere Goanikontes-Küche ist, habe ich mir den Angelwettbewerb ausgedacht“, sagt er.
Je nach Nachfrage werde, für die Zeit des Wettbewerbs, das Ufer des Teichs in Parzellen unterteilt. Elf Teams seien zugelassen. Drei Angler pro Team angeln dann jeweils 40 Minuten in der ihnen zugeteilten Abtrennung, dann wird gewechselt. Zwölf große Fische hat er für den Wettbewerb markiert. Wer einen von ihnen fängt, bekommt extra Punkte.
Den Küsten-Angler zieht es schon Freitagabend gleich nach Feierabend raus. Im Iglu, Dachzelt, Caravan oder etwas luxuriöser im Bungalow genießt man die Wärme, ein Lagerfeuer und lässt an der Küste den Nebel zurück. Am nächsten Morgen heißt es dann Brot als Köder an den Haken, Leine auswerfen, wieder einholen. Eben noch entspannt im Klappstuhl, … wenn aber der Fisch beißt, steigt die Spannung. Jubel bei demjenigen, der seinen Fisch am Haken und im Fangnetz vorzeigen kann, ist er auch noch so klein. Jeder gefangene Tilapia wird gemessen, gewogen und notiert und vorsichtig zurück in den Teich gelassen. Ein „Petri-Heil“-Hype! Meditative Stille? Fehl am Platz. Das lockt natürlich auch neugierige Besucher aus dem Restaurant und Café heran.
„Na, beißt es?" Eigentlich eine nett gemeinte Frage, die aber von fast jedem Süßwasserangler verwirrt belächelt wird. Das sieht man doch, ob sich was an der kleinen Boje tut. Aber auch gutgemeinte Ratschläge werden erteilt: „Du wirfst zu nah, du wirfst zu weit!“ Die Nichtangler kennen sich da bestens aus. Entspannt lehnt sich der Hobby-Fischer in seinen Klappstuhl zurück. Ob Gelegenheitsangler oder Wettkampffischer, beide lassen sich da so schnell nicht aus der Ruhe bringen, es sei denn, die Angelschnur zuppelt.
Kirsten Kraft