Bei den ersten Desert Dashs gab es keine Solofahrer. Das inzwischen international bekannte Mountainbike-Rennen über mehr als 350 Kilometer von Windhoek durch das Khomas-Hochland und quer durch die Namib-Wüste nach Swakopmund ist seit dem ersten Desert Dash 2005 eine jährliche Veranstaltung geworden. Anfänglich gingen die Teilnehmer in Zweier- oder Vierer-Mannschaften an den Start.
Die gebürtige Windhoekerin Monika Großmann (48), eine Röntgenassistentin in einer Privatklinik in der Hauptstadt, fuhr bei ihrem 15. Desert Dash im letzten Jahr zum ersten Mal in der Solo-Kategorie und schaffte den 12. Platz bei den Damen. Auch ihr Mann Kai, der bis dahin ebenfalls alle Desert Dash Rennen erfolgreich beendet hatte, trat als Solofahrer an. Wegen Rückenproblemen, die von einem schweren Unfall vor einigen Jahren stammen, musste er jedoch vorzeitig aufgeben. Er ist der einzige Fahrer, der bei allen 15 Desert Dash Rennen angetreten ist und 14 bis zum Ziel geschafft hat.
Monika und Kai hatten anfangs in einem Vierer-Team teilgenommen; ab 2010 starteten die beiden dann als Zweier-Team. „Im ersten Jahr waren wir nur 44 Teilnehmer. Da war man nachts ganz allein auf der Strecke, manchmal ein beklemmendes Gefühl“, erinnert sich Monika. Heutzutage sind überall Lichter zu sehen, weil über tausend Radfahrer auf der Strecke sind.
Start ist um 15 Uhr in Windhoek. Die Teilnehmer müssen Swakopmund an der Atlantik-Küste innerhalb von 24 Stunden erreichen. Letzten Dezember regnete es beim Start zum ersten Mal in der 15-jährigen Geschichte des Desert Dash, und auch auf dem ersten Streckenabschnitt, den alle Teilnehmer gemeinsam fahren müssen. „Im Jahr 2007 regnete es schon einmal, und zwar auf der Strecke nach dem ersten Kontrollpunkt. Auch in der 4. Etappe hatte es geregnet und es standen noch Pfützen auf der Strecke“, sagt Monika. Ansonsten waren alle Rennen heiß und trocken. „2006 war das von den Temperaturen her heißeste Rennen überhaupt.“
Mit dem Fahrradfahren fing Monika Großmann im Jahr 2000 an, als ihr Mann einfache Mountainbikes für beide kaufte. „Dann schrieb er uns für ein Rennen ein, bei dem ich 30 km fuhr. Ich dachte, jeder, der mehr als 30 km fährt ist verrückt“, sagt die Frau, die im Dezember 2019 solo 373 km gefahren ist. Nach dem ersten Rennen dauerte es jedoch noch einige Jahre, bis das Fahrradfahren sie so richtig gepackt hatte. „Während eines Rennens denkt man jedes Mal, warum tue ich mir das an, das war das letzte Mal. Aber ich erwäge jetzt schon, dieses Jahr wieder als Einzelfahrerin teilzunehmen. Mein Mann soll allerdings nur noch mit einer Mannschaft fahren, weil seine alte Verletzung zu gefährlich ist“, meint Monika. Auch die Tochter und der Sohn der Großmanns sind begeisterte und erfolgreiche Mountainbike-Fahrer, die ebenfalls schon am Desert Dash teilgenommen haben.
„Der Horror beim Desert Dash ist der direkt von vorn kommende Westwind. Wir hatten einmal einen derart starken Westwind, dass uns der Sand an die Beine gepeitscht wurde. Ein weiteres Erlebnis, auf das ich gut verzichten kann, war eine große gelbe Schlange, die sich vor mir über die Schotterstraße schlängelte. Ich wäre fast über sie gefahren“, erinnert sich Monika Großmann.
Leider kenne man die meisten Teilnehmer heutzutage nicht mehr, da das Rennen sehr groß geworden sei, sagt sie. Im ersten Jahr mussten die Begleitmannschaften an den Kreuzungen stehen, um sich zu vergewissern, dass ihre Fahrer/innen in die richtige Richtung weiterfuhren. „Jetzt muss man sein Begleitteam an den Kontrollpunkten suchen. Aber es ist ein euphorisches Gefühl, wenn man nach all den Strapazen im Ziel angekommen ist“, betont sie. Monika Großmann nimmt jedes Jahr an mehreren Rennen teil, „so, wie es die Zeit und Finanzen erlauben“.
Dirk Heinrich